37°

Kreative Köpfe, große Träume Film von Julia Kaulbars

Di, 15.04.  |  22:15-22:45  |  ZDF
Untertitel/VT Gebärdensprache Hörfilm/AD  Deutschland 2025 Länge: 30 Min.

Kriege, Inflation, Klimakrise und Ressourcenknappheit sind auch in Deutschland zu spüren. "37°" begleitet drei Unternehmer, die sich für eine Neuausrichtung der Wirtschaft engagieren.

"Wir haben gar keine Wahl", so Florian, der aus menschlichen Fäkalien Dünger herstellen will, "wir müssen etwas ändern!" Doch fair und sozial zu wirtschaften, bedeutet auch Verzicht auf Geld und Sicherheit. Was treibt Menschen also an, es trotzdem zu wagen?

Die "37°"-Reportage begleitet Florian, Nico und Inga, die den Spagat wagen, und fragt: Lohnt sich das, gesellschaftlich, aber vor allem auch persönlich? Macht Sinn glücklicher als Geld? Und welche Chancen haben wir?

Florian (33) aus Eberswalde will dafür sorgen, dass alle Rohstoffe wieder in einen Kreislauf kommen. Weil dazu auch menschliche Fäkalien gehören, die viele wertvolle Nährstoffe enthalten, derzeit aber verbrannt werden, will er daraus Dünger herstellen. Deshalb hat er ein Start-up gegründet, um menschliche Fäkalien einsammeln zu können.

Er baut, vertreibt und vermietet Trockentrenntoiletten, die auf Festivals und im öffentlichen Raum gut ankommen. Die gesammelten Hinterlassenschaften gelangen anschließend in die weltweit erste Kompostieranlage für menschliche Fäkalien, wo sie hygienisch einwandfrei recycelt werden. Gesundheitsschädliche E.-coli-Bakterien, Medikamentenrückstände und Drogen werden dabei unschädlich gemacht.

Regelmäßig wird der entstandene Humus von externen Laboren untersucht. Obwohl der nachweislich 1000-fach weniger E.-coli-Bakterien als Gülle enthält, darf er nur als wissenschaftlicher Feldversuch auf den Acker. Denn bislang ist alles verboten, was in der Düngemittelverordnung nicht explizit zugelassen ist. Um das zu ändern, engagiert sich Florian in einem Netzwerk aus Wissenschaftlern und Unternehmern. Doch bis er den Dünger offiziell verkaufen kann, ist es noch ein weiter Weg.

Nico (44) aus Berlin will den kollabierenden Warenverkehr in den Innenstädten revolutionieren und baut mit seiner Firma individuelle Lastenradaufbauten. "Wir wollen alles, was derzeit auf dem Lkw transportiert wird, auf das Fahrrad bekommen!" Sein jüngstes Projekt ist eine mobile Arztpraxis, die von der britischen Gesundheitsbehörde NHS in Auftrag gegeben wurde und in Londons Straßen Obdachlose versorgen soll. Sie enthält so viel Technik wie eine ganze Arztpraxis und ist weltweit einzigartig. Doch solche Einzelprodukte sind aufwendig herzustellen und bieten wenig finanzielle Sicherheit. Dabei möchte Nico sich eigentlich um seine drei Kinder kümmern und nicht mehr als 25 Stunden in der Woche arbeiten.

Inga (51) von der Schwäbischen Alb stellt mit ihrem Lebenspartner Florian Jacken aus Wolle von Merinoschafen her. Die 500.000 Schafe, die es in Süddeutschland gibt, werden seit Jahrzehnten nur noch zur Landschaftspflege und Fleischproduktion genutzt. Die Textilindustrie, die es dort einmal gab, ist ausgestorben, und die Schäfer wissen nicht mehr, wie man Wolle für Textilien produziert. Sie stopfen schmutzige und zu kurze Haare in den Sack, sodass die Wolle doppelt gewaschen werden muss und die Maschinen in der Tuchfabrik immer wieder zum Stillstand kommen. Dadurch wird die gesamte Produktion viel zu teuer.

Wie kann es also weitergehen? Das Wissen über die Züchtung der Wolle von Merinoschafen der Schwäbischen Alb ist komplett verloren gegangen. Inga muss die Schäfer, die oft Einzelkämpfer sind, dazu bringen, gemeinsam mit ihr eine hochwertige Wollproduktion zu entwickeln. Kein leichtes Unterfangen.

Die "37°"-Sendung steht am Sendetag ab 8.00 Uhr in der ZDFmediathek zur Verfügung.



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