Angst vor Krieg Die Deutschen in der Zeitenwende Film von Anne Will und Julia Friedrichs
Mo, 07.04. | 20:15-21:00 | Das Erste
Über viele Jahre hat Anne Will in ihrer Sendung Politik aus nächster Nähe erlebt und die Verantwortlichen befragt. Eines aber traf sie, genau wie die meisten Bürgerinnen und Bürger in Deutschland, dennoch unerwartet: die Wucht und Dringlichkeit, mit der die Frage von Krieg und Frieden nach Europa, nach Deutschland zurückgekehrt ist.
„Ich hatte mir nach dem Ende des Kalten Kriegs nicht vorstellen können, dass wir wieder Kriegsangst haben müssen“, sagt Anne Will. „Dass unser Land plötzlich kriegstüchtig und nicht mehr nur verteidigungsfähig sein soll.“
Will fragt sich, was das genau bedeutet. Wie kann sich Deutschland auf Undenkbares vorbereiten? Und wie ist der Stand beim Militär, beim Zivilschutz in einem Moment, in dem sich die Lage spätestens seit der Amtsübernahme Donald Trumps im Wochentakt zu verändern, zuzuspitzen scheint?
Um das zu verstehen, reist Will durch Deutschland und Europa. Eine Reise, auf der sie zum Beispiel den 16-Jährigen Theo kennenlernt, der in seiner Freizeit Orgel spielt, aber nun entschlossen ist, zur Bundeswehr zu gehen. Wie so viele Jugendliche. Rund 11 Prozent der neu eingestellten Soldaten und Soldatinnen waren zuletzt unter 18. Ein Rekord und vermutlich auch ein Ergebnis der intensiven Werbemaßnahmen der Bundeswehr bei Social Media, die viele kritisch sehen.
Bei einem Schnuppercamp der Truppe am Marinestützpunkt in Kiel sagt Theo: „Ich bin mir der Risiken bewusst. Aber trotzdem bin ich bereit, Soldat zu werden. Man kann nicht immer nur hoffen, dass es Andere machen.“ Seine Mutter beschreibt bei einem Gespräch am heimischen Küchentisch mit Anne Will, wie die Familie mit Theos Entscheidung gerungen habe. Sie sagt: „Natürlich habe ich Angst. Aber ich versuche, mich nicht durch Ängste leiten zu lassen. Ich hoffe natürlich, dass Theo nie in eine bedrohliche Situation kommt. Ich hoffe, dass wir als Land nicht in so eine Situation kommen. Aber leider ist die Realität ja so, dass die Bedrohungslage sich wieder gewendet hat, im Vergleich zu 1989.“
Will trifft einen Mann, der mit der Kriegsangst gerade gutes Geld verdient, den Bunkerunternehmer Mario Piedje und seine Firma „Bunker Schutzraum Systeme Deutschland“. Seine Kunden seien zahlreicher geworden, sagt er. Und sie hätten sich verändert: „Vor fünf oder zehn Jahren war das mehr so ein Männerspielzeug. Heute sind 70 Prozent der Kunden Frauen. Die sagen: Mir geht es um den Schutz der Familie vor kriegerischen Auseinandersetzungen.“
In der Dokumentation führt Piedje durch einen großen Schutzbunker in Hamburg, den er gerade gemeinsam mit einem Investor und Architekten aus Dubai umbaut. Die Wohnungen in diesem Bunker will er verkaufen - an Privatleute und Unternehmen, die sich das leisten können. Öffentliche Schutzräume gibt es in Deutschland kaum. Nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat Deutschland noch 579 öffentliche Bunker mit Platz für rund 0,5 Prozent der Bevölkerung. Einsatzbereit und funktionsfähig wären davon, Stand jetzt: 0.
Wie gut wäre Deutschland auf mögliche Ernstfälle vorbereitet? Mitarbeitende der Bundeswehr beklagen noch immer die mangelhafte Ausstattung. Munition, Luftverteidigung, einsatzfähige Panzer: Es fehle an vielem und die Aufgaben werden immer zahlreicher.
Dazu gehört auch der Aufbau der Brigade Litauen. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundeswehr werden Soldaten dauerhaft in einem anderen Land stationiert. 5000 Soldatinnen und Soldaten sowie Kräfte sollen es am Ende sein. Anne Will besucht die Kaserne in der Nähe der litauischen Stadt Kaunas. Auf dem matschigen Kasernengelände steht schweres Gerät; auch der Pan
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