Werden wir immer dümmer? 42 - Die Antwort auf fast alles

Sa, 08.06.  |  6:05-6:35  |  NDR
Untertitel/VT Stereo  Kultur
Lange Zeit schien klar: Die Menschheit wird immer klüger. Medizin, Technik, Architektur, auf allen Gebieten entwickelten sich die Menschen unaufhaltsam weiter. Die Intelligenzforschung bestätigte das. Die IQs stiegen von Generation zu Generation. Doch vor einigen Jahren stoppte dieser Höhenflug. Woran liegt das?

Lange Zeit schien klar: Die Menschheit wird immer klüger. Medizin, Technik, Architektur, auf allen Gebieten entwickelten sich die Menschen unaufhaltsam weiter. Die Intelligenzforschung bestätigte das. Die IQs stiegen von Generation zu Generation. Doch vor einigen Jahren stoppte dieser Höhenflug. Woran liegt das?

Der in Neuseeland lebende Politologe James R. Flynn entdeckte im Jahr 1984, dass die bei den Menschen gemessenen Intelligenzwerte in zahlreichen Ländern seit Beginn des 20. Jahrhunderts kontinuierlich stiegen. Das ist der sogenannte Flynn-Effekt. Begründet wurde dieser IQ-Anstieg mit besserer Ernährung und medizinischer Versorgung, aber vor allem breiterem Zugang zu Bildung.

Kurz nach der Jahrtausendwende allerdings entdeckten norwegische Statistiker, dass der Flynn-Effekt nicht mehr wirkt. Im Gegenteil: In einigen Ländern werden seitdem sogar leicht rückläufige IQ-Werte verzeichnet. Bis heute rätseln Forscherinnen und Forscher an der Frage: Warum werden die Menschen wieder dümmer?

Dazu kursieren verschiedene Theorien. Eine der am kontroversten diskutierte ist die sogenannten Dysgenik. Dabei handelt es sich um das Phänomen, dass im Schnitt in Akademikerfamilien weniger Kinder in die Welt gesetzt werden als in Familien mit geringer Bildung. Zudem zögen nach der Vermutung einiger Intelligenzforscherinnen und -forscher bildungsferne Migranten den IQ-Schnitt der westlichen Industrieländer herunter.

Viele Neurobiologen und -psychologen vermuten allerdings eher, dass die Digitalisierung und der Wandel der Medienlandschaft die IQ-Werte negativ beeinflussen könnten. Steigende Bildschirmzeiten und ständige Erreichbarkeit durch Smartphones verringerten nachweislich das Konzentrationsvermögen. Das Gehirn sei damit schlicht überfordert.

Und auch äußere biologische Faktoren könnten ebenso einen Einfluss auf die Intelligenz haben, wie u.a. der exponentielle Anstieg der fossilen Brennstoffproduktion und die Alltagsnutzung von Plastik.

Redaktion: Meike Neumann
Redaktionelle Leitung: Ulrike Dotzer
Produktion: Melanie Clausen

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