Erlebnis Österreich Sagenhaftes Niederösterreich - ein Streifzug

Sa, 12.04.  |  16:20-16:45  |  ORF 2
Untertitel/VT 
Das Geschichtenerzählen ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Eine beliebte Erzählform sind Sagen. Sie stellen ein bedeutendes kulturelles Erbe dar. Alleine in Niederösterreich gibt es um die 800 überlieferte Sagen. Während die offizielle Geschichtsschreibung oft die Perspektive der Reichen und Mächtigen widerspiegelt, gewähren Sagen Einblick in das Leben und die Kultur der einfachen Menschen. Zudem berichten uns Sagen von Problemen und Sehnsüchten jener Zeit. Dieses "Erlebnis Österreich" aus dem ORF Landesstudio Niederösterreich (Gestaltung: Marco Schleicher, Viktor Perdula & Daniela Perdula Kamera: Christian Haake) beleuchtet folgende Sagen genauer:

Der Rattenfänger von Korneuburg ist eine klassische Wandersage, die quer durch Europa verbreitet und immer wieder regional angepasst wurde. Daher ist diese Geschichte an vielen Orten zu finden. Historisch vermittelt diese Sage, dass man mit Rattenplagen gerade im urbanen Raum über Jahrhunderte zu kämpfen hatte. Mit dem Verschwinden der Kinder werden Verlustängste thematisiert. Vor der Einführung eines Pensions- und Gesundheits-systems galten Kinder nicht zuletzt als soziale Absicherung im Alter. Kulturvermittlerin Melanie Lopin zeigt, wie man sich Korneuburg als reiche Handelsstadt im Mittelalter vorstellen kann und welchen Stellenwert die Schifffahrt in dieser Gegend hatte.

Richard Löwenherz in Dürnstein behandelt reale historische Ereignisse. 1192 wurde Richard Löwenherz in der Nähe von Wien gefangen genommen und nach Dürnstein gebracht. Der österreichische Herzog Leopold V. ließ den englischen König, aufgrund einer angeblichen Ehrenbeleidigung während des Dritten Kreuzzuges, einsperren. Bei der Spurensuche auf der Burgruine Dürnstein beschreibt Erlebnisführerin Christine Emberger, dass Richard Löwenherz wohl nicht - wie in vielen Erzählungen behauptet - in einem dunklen Verlies eingesperrt wurde, sondern eher in warmen Stuben im Ort Dürnstein untergebracht war. Der Historiker Johannes Preiser-Kapeller erklärt zudem, weshalb das Lösegeld für Richard Löwenherz einen großen wirtschaftlichen Aufschwung für Österreich bedeutet hat.

Die Liechtenstein-Sage ist eine klassische Kunstsage, entstanden vor etwa 200 Jahren. Laut Sprachwissenschaftler Rudolf Simek soll diese Sage den Namen der Burg Liechtenstein auf schöne und romantische Weise erklären. Die Burg Liechtenstein in Maria Enzersdorf ist heute ein beliebtes Museum und Ausflugsziel.

Das Donauweibchen beleuchtet das Leben der einfachen Fischer am Rand von Wien. Historikerin Elisabeth Gruber beschreibt zudem, wie unberechenbar die Donau vor ihrer Regulierung im 19. Jahrhundert war. Auf historischer Spurensuche im Nationalpark Donau-Auen wird klar, wo die Fischer im Mittelalter gelebt haben und welche Fischarten beliebt waren. Weiters wird beleuchtet, dass die zwiespältige Figur des Donauweibchens auf mythologische Vorstellungen zurückgeht, die bis in die griechische Antike und sogar zu den Urmythen reichen.

Diese Dokumentation aus dem ORF Landesstudio Niederösterreich zeigt, wie reich das Bundesland Niederösterreich an Sagen ist. Seit 2010 gehört das Erzählen von Märchen und Sagen hierzulande außerdem zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Redaktion: Sabine Daxberger
Gestaltung: Viktoria Perdula

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