Amazon gegen Einzelhandel
Die Deutschen shoppen immer öfter online - vor allem bei Amazon. Der stationäre Einzelhandel dagegen steckt in einer tiefen Krise. "ZDFzeit" fragt: Wo ist der Einkauf besser und warum?
Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten werden aus der Perspektive der Verbraucher verglichen. Im Fokus stehen Preis, Einkaufserlebnis, Nachhaltigkeit und Fairness. Welche Strategien verfolgen Einzelhändler, um Kunden zurückzugewinnen?
Amazon hat von der Coronapandemie enorm profitiert. Der Online-Gigant konnte seinen weltweiten Gewinn im zweiten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahr auf mehr als fünf Milliarden Dollar quasi verdoppeln. Ganz im Gegensatz zum Einzelhandel. In Deutschland hat sich nach neuesten Erhebungen die Situation bei mehr als drei Viertel der Geschäfte verschlechtert. Umsätze brachen ein, Insolvenzen und Entlassungen waren die Folge.
Doch schon vorher kauften bereits 44 Millionen deutsche Kunden bei Amazon. Besonders bei Elektrogeräten, Kleidung und Freizeitartikeln erobert der Online-Gigant seit Jahren Marktanteile. Das Nachsehen haben Fachgeschäfte und Warenhäuser. Die Schließung von fast 50 Kaufhof-Karstadt-Filialen ist da nur das prominenteste Beispiel im Corona-Jahr 2020. "Dem Einzelhandel insgesamt drohen 50.000 Insolvenzen in den nächsten zehn Jahren", erklärt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, gegenüber "ZDFzeit". Corona habe diese Entwicklung nur beschleunigt.
Auch viele Konsumenten beklagen den Niedergang der Innenstädte und lassen sich gleichzeitig immer mehr Einkäufe in Paketen nach Hause schicken. Warum kaufen die Deutschen immer öfter bei Amazon und Co.?
Der Preis spielt offensichtlich eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung. Das bestätigen die Recherchen von "ZDFzeit". Die Beobachtung der Preise über einen längeren Zeitraum zeigt, dass Vorsicht geboten ist. "Bei Amazon schwanken die Preise oft und teilweise erheblich", so Julia Gerhards von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.
"ZDFzeit" prüft außerdem, ob Onlineshopping wirklich so bequem ist, wie es sich anhört. Spart man im Vergleich zum Stadtbummel tatsächlich so viel Zeit? Wie lange dauert der Online-Einkauf, wenn man neben der Anprobe daheim den Aufwand für die Retouren der Kleidungsstücke mit einrechnet, die nicht passen?
"ZDFzeit" will ferner wissen: Auf wessen Kosten gehen günstige Preise bei Amazon? Das Unternehmen entlohnt seine Mitarbeiter beispielsweise niedriger, als der Einzelhandelstarif vorgibt. "Die Zeche zahlen eindeutig die Mitarbeiter", stellt ver.di-Funktionär Jörg Lauenroth-Mago im Interview fest.
Die Nachhaltigkeit rückt immer stärker ins Bewusstsein der Konsumenten. Dem Onlinehandel wird großes Potenzial zugeschrieben. Doch wer hat die Nase bei genauerem Hinsehen vorn? Wie steht es um die CO2-Emissionen der Transportwege? Inwiefern werden die Retouren der Lieferungen berücksichtigt? "Letzten Endes kommt es aber darauf an, wie der Kunde sich verhält. Versucht er, Retouren zu vermeiden, oder schickt er jedes zweite Paket zurück?", so Klaus Jacob vom Forschungszentrum für Umweltpolitik der Freien Universität Berlin.
Wichtig sei auch, wo der Kunde wohne. Auf dem Land sei Onlineshopping oft nachhaltiger. Denn die Menschen, die in der Peripherie wohnen, müssen fürs Shoppen in der Stadt oftmals weite Wege zurücklegen - meistens per Pkw. Die Stadtbewohner hingegen können mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln umweltschonend zu den Geschäften fahren.
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