mareTV Kroatiens Inselwelt - Vor der dalmatinischen Küste

Do, 20.06.  |  21:00-21:45  |  NDR
Untertitel/VT Stereo  Kultur
Die Küste Dalmatiens ist eine besondere Wasserwelt, die die Bewohner einerseits vor Herausforderungen stellt, andererseits aber mit viel Lebensqualität belohnt. Vor der Mini-Insel Gnalic bergen zwei Archäologinnen Fundstücke aus einem alten Holz-Frachtschiff, das hier auf der Fahrt zum Sultan von Konstantinopel gesunken ist. In der Fischzucht vor Pakoštane hat ein Berufstaucher regelmäßig Besuch von Delfinen, und in Sinj feiern die Menschen seit über 300 Jahren mit einem archaischen Ritter-Ritual, dass sie 1715 das Vordringen der Türken ans Meer vereitelt haben.

Die Küste Dalmatiens im Süden und Südosten von Kroatien gilt als eine der zerklüftetsten und inselreichsten der Welt. Die meisten der rund 1200 kroatischen Eilande liegen in dieser Region des Landes. Eine besondere Wasserwelt, die die Bewohnerinnen und Bewohner vor Herausforderungen stellt, die aber durch eine ganz besondere Lebensqualität belohnt werden.

Der Inselarzt von Mljet, Siniša Car, ist dem Klinikstress in Varaždin, einer Stadt im Norden Kroatiens, entflohen. Jetzt ist er für die Insulanerinnen und Insulaner Doktor für Leib und Seele. Lange hatten sie gesucht, als die alte Ärztin in den Ruhestand ging. Doch niemand meldete sich, obwohl Mljet eine echte Trauminsel ist, die zu einem Viertel aus einem Nationalpark besteht. Schließlich entschied sich Doktor Car, die Karriere als Kardiologe hinter sich zu lassen und hier ein neues Leben zu beginnen. Er hat es nicht bereut. Und viele Menschen dort frohlocken: Denn nachdem es Jahrzehnte keinen Chor mehr auf der Insel gab, gibt es wieder einen, von Doktor Car ins Leben gerufen.

Vor der Mini-Insel Gnalic bergen die zwei Archäologinnen Irena Radic Rossi und Katarina Batur Fundstücke aus dem Holzfrachter „Gagliana“, der hier 1583 reich beladen sank. Das Schiff war auf dem Weg zum Sultan von Konstantinopel, an Bord befanden sich Waren, mit denen sein neuer Harem geschmückt werden sollte. Das Wrack ist eine der bedeutendsten Fundstätten im Mittelmeer, ein Zeugnis der frühen Globalisierung: Die „Gagliana“ hatte nicht nur Stoffe, Farben und Glas aus Venedig geladen, sondern auch Messingleuchter aus Lübeck.

Die Charter-Clans von Krilo hatten früher nur ein paar Sandkähne. Über die Jahre haben sie aber mit viel Geschick ein Imperium von Luxusjachten aufgebaut. Ante Ercegovic hat Ende der 1950er-Jahre praktisch den Charter-Tourismus im Mittelmeer erfunden. Als er damals mit seinem Kahn eine Fuhre Sand im Hafen von Zadar ablieferte, sprachen ihn junge Männer aus Deutschland an, die ein paar Tage durch die Adria geschippert werden wollten. Im Jahr darauf verkaufte Ercegovic schon vier solcher Touren, dann besorgte er sich sein erstes Touristenboot. Seine Nachbarn taten es ihm nach und deren Söhne und Enkel ebenso. Im Hafen des winzigen Dorfes Krilo liegen heute über 70 Charterjachten in allen Größen, die alle auch hier gefertigt wurden. Bis zu 50.000 Euro Miete pro Woche werden dafür gezahlt.

In der Fischzucht vor Pakoštane kämpft der Berufstaucher Ive Sosa gegen Löcher. Sein Job ist es, in den riesigen Netzen Risse zu flicken, die die Goldbrassen ins Nylon beißen. Regelmäßig kommen Delfine vorbei, um mit Ive zu spielen: für den Taucher eine willkommene Abwechslung in seinem mühsamen Arbeitsalltag.

In Sinj feiern die Menschen seit über 300 Jahren mit einem archaischen Ritterritual, dass sie 1715 das Vordringen der Türken ans Meer vereitelt haben. Dabei konnten die stolzen Kämpfer zu Pferde, die „Alkare“, nie durch etwas gestoppt werden, kein Weltkrieg, nicht der Bürgerkrieg und auch nicht Corona. Der Favorit ist Ante Zorica, der die Sinjska alka schon viermal gewonnen hat. Um das zu schaffen, muss man praktisch im Sattel geboren sein. Aber diesmal hat er starke Konkurrenz aus der eigenen Familie. Ein riesiges Spektakel mit einem geschichtlich ernsten Hintergrund.

Kamera: Ralf Biehler

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