Tonspuren Roberta Dapunt – Poetin aus Südtirol

Di, 29.04.  |  16:05-16:45  |  Ö1
Aus dem Dorf fahren Sie bis zum Hof; dort wo die Skulpturen sind, ist unser Haus. So beschreibt Roberta Dapunt den Weg nach Ciaminades, wo sie gemeinsam mit dem Bildhauer Lois Anvidalfarei auf dessen großelterlichem Hof lebt.

Der Kuhstall beherbergt Skulpturen des Künstlers, die Scheune wurde zum Atelier umgebaut, in beides fällt warmes Licht. Vom Schreibtisch der Lyrikerin im zweiten Stock des Bauernhauses blickt man auf die Dolomiten. Und auf den Kirchturm und die Häuser von Abtei/Badia hinunter. Hier wurde Roberta Dapunt geboren. Als junge Frau zieht sie auf den Hof ihres Mannes. Sie lernt Bäuerin zu sein. Was ihrem Schreiben eine neue Dimension verleiht, wie sie heute sagt. In ihren Gedichten, die im renommierten Einaudi Verlag erschienen sind, beschreibt sie das bäuerliche Leben in seiner Alltäglichkeit. Die Geburt eines Kalbes, das Schlachten eines Schweins, der Viehtrieb zurück von den Almen.Roberta Dapunt wächst mit drei Sprachen auf. Sie schreibt überwiegend auf Italienisch. Ihre Muttersprache ist Ladinisch. Eine Sprache mit uralten Wurzeln, die in fünf Tälern in Südtirol gesprochen wird. Die Ladinische Kultur ist fester Bestandteil ihrer Identität. Doch was ist man im Kern, fragt sich die Lyrikerin und antwortet: Ich bin Roberta Dapunt. In ihrer Dichtung scheut sie sich nicht vor religiösen Bezügen. Die streng katholische Erziehung begreift sie als Quelle, obwohl sie alles andere als kirchengläubig ist. Und gemeinsam mit ihrem Mann nutzen sie die Verwurzelung in der Heimat, um aus der bäuerlichen Enge einen Ort der Weite zu schaffen. „Der Versuch, von dieser Einigung zu erzählen, die nirgends festgeschrieben oder ausgesprochen ist, ist mir persönlich nur in der lyrischen Form möglich“, so Roberta Dapunt.Wundersam deine GabeRoberta Dapunt – Poetin aus SüdtirolFeature von Shenja von Mannstein(ORF 2024)

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