Der Fall Léon K. - Ein Schicksal im Zweiten Weltkrieg Frankreich 2024

Di, 01.04.  |  21:50-23:10  |  ARTE
Zweikanalton  Kultur, 2024
Am 27. August 1942 schreibt der junge Pole Léon Kacenelenbogen aus einem Internierungslager in Frankreich heraus zwei Briefe an Marschall Pétain. Er bittet darin den Chef des Vichy-Regimes um Hilfe: Er sei erst 20 Jahre alt und wolle leben. Bei einer Razzia in Frankreich war er festgenommen worden. Später dann gelang ihm unter vermutlich dramatischen Umständen die Flucht. Doch darüber gesprochen hat er nie mit jemandem. Bis auf ein paar offizielle Schriftstücke sind keine Spuren von Léon K. erhalten. - Der Dokumentarfilm recherchiert sein Leben.

Der junge Pole Léon Kacenelenbogen war mit seiner Familie nach Belgien emigriert, das später von Deutschland besetzt wurde. Von dort floh er weiter nach Frankreich. Im Sommer 1942 gelingt es ihm, heimlich die Demarkationslinie zu überqueren. Einen Monat später wird er bei einer Razzia im unbesetzten Teil Frankreichs verhaftet.

Wie viele andere Flüchtlinge hatte Léon kein anderes Verbrechen begangen, als „Angehöriger einer verfluchten und verdammten Rasse“ zu sein, wie er in einem seiner Briefe an Marschall Pétain schrieb, den Chef des Vichy-Regimes. Nach Aufenthalten in den Lagern Douadic und Nexon wird er im September 1942 in das Lager Rivesaltes verlegt. Von dort soll er direkt in das Sammellager Drancy überstellt werden - die letzte Station vor den von den Nazis in Polen errichteten Vernichtungslagern.

Zehntausende Männer, Frauen und Kinder werden von der französischen Regierung an die Nationalsozialisten ausgeliefert. Léon gelingt die Flucht. Er erreicht das franquistische Spanien, wird dort mehrere Monate inhaftiert und gelangt schließlich nach Barcelona. Dort verschaffen ihm jüdische Organisationen einen Platz auf einem Schiff, das nach Palästina steuert, damals unter britischem Mandat. 1950 kehrte er aus Israel nach Antwerpen zurück. Dort verstarb er 2017 im Alter von 96 Jahren.

Außer Spuren in den Archiven der Verwaltungs- und Polizeibehörden und einigen Fotos ist fast nichts von ihm geblieben. Einige der Orte seines Leidens dienen heute als Gedenkstätten, die an die französische Kollaboration mit Nazi-Deutschland erinnern. 
 
Mit detektivischer Genauigkeit folgt der Film den Spuren Léon Kacenelenbogens. So entsteht aus dem Schweigen das Porträt eines Unbekannten, der inmitten der größten Tragödie des 20. Jahrhunderts einen außergewöhnlichen Überlebensinstinkt bewies.

Regie: Jérôme Prieur

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