"Am Rande des Rollfelds", fünftes Bild Frankreich 2024

Di, 01.04.  |  0:40-2:20  |  ARTE
Zweikanalton  Information, 2024
Chris Markers experimenteller Science-Fiction-Klassiker "Am Rande des Rollfelds" (1962) hat Filmgeschichte geschrieben. Die französische Regisseurin Dominique Cabrera analysiert Markers Werk im Kontext der Geschichte Algeriens. Es gibt einen persönlichen Bezug: 1962 wurde Algerien von Frankreich unabhängig. Hunderttausende in Algerien verwurzelte Franzosen verließen das Land über den Flughafen Orly, um ins Exil zu gelangen. Auch Cabreras Familie wollte sich in Frankreich eine neue Existenz aufbauen. Sechs Jahrzehnte danach war sich ihr Cousin sicher, sich selbst in einer Einstellung von "Am Rande des Rollfelds" wiederzuerkennen.

Obwohl sie mit dem Rücken zur Kamera standen, erkannte die ganze Familie Cabrera die Segelohren von Cousin Jean-Henri, die schlanken Beine und die Frisur von Tante Angèle und die breiten Schultern von Onkel Julien. Hatte der Filmemacher Chris Marker sie 1962 in Orly fotografiert? Auf ihrer persönlichen Spurensuche durchforstet Dominique Cabrera Markers Archive, sichtet Familienfotos und untersucht die Einzelbilder aus dem Film "Am Rande des Rollfelds". Sie dokumentiert, wie Marker mit Vertrauten umging und stößt dabei auf so manches Geheimnis. Der Film "Am Rande des Rollfelds" ist ein experimenteller Kurzfilm, der mit Science-Fiction Elementen spielt.
Das Kind im Film beobachtet eine faszinierende Frau, deren Gesicht es nie vergessen wird. Gleichzeitig wird es Zeuge, wie ein Mann, sein erwachsenes Ich, am Rande des Rollfelds von Orly stirbt. Dieser Schock verleiht ihm die Fähigkeit, durch die Zeit zu reisen. Als die Erde von einem Atomkrieg verwüstet wird, gerät er in Gefangenschaft und wird in die Vergangenheit und in die Zukunft geschickt, um Hilfe zu holen. Auf seinen Zeitreisen begegnet er der Frau, die er als Kind am Flughafen gesehen hat. Er wird sie lieben, verlieren und schließlich wiederfinden.
Die einzige Bewegung im Film, der ansonsten ausschließlich aus Fotografien besteht, ist die Szene, in der sie die Augen öffnet. Gespielt wird diese Frau von Hélène Chatelain, Markers Muse und unerfüllte Liebe. Der erwachsene Zeitreisende - Chatelains Geliebter und Markers Alter Ego - wird von Davos Hanich gespielt.
Als Dominique Cabrera erfährt, dass Hanich aus dem algerischen Dorf Saint-Denis-du-Sig stammt, aus dem auch ihre Familie stammt, ist auch sie von dem Film fasziniert. Und Marker hat wohl selbst einmal gesagt: "Das Schicksal hat Absichten, die man nicht für Zufälle halten darf."

Regie: Dominique Cabrera

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