Heidi

Di, 04.03.  |  0:10-1:50  |  SF1
Alter Schweizerfilm, Schweiz 1952

Neuverfilmung von "Heidi", dem Buch-Klassiker von Johanna Spyri, mit Bruno Ganz und Hannlore Hoger.

Die Heidi des schweizerischen Regisseurs Alain Gsponer ist wild und ungewaschen, das Leben in den Schweizer Bergen am Ende des 19. Jahrhunderts eher hart als romantisch. Neben Bruno Ganz als Almöhi und Anuk Steffen als Heidi, spielen Quirin Agrippi, Isabelle Ottmann, Katharina Schüttler, Hannelore Hoger, Maxim Mehmet, Anna Schinz und andere.

1880 im Schweizer Kanton Graubünden. Die verwaiste Heidi wird von ihrer Tante Dete (Anna Schinz) zum Großvater des Kindes, dem Almöhi, gebracht. Der Einsiedler hat in der kleinen Berg-Gemeinde einen schlechten Ruf. Manche halten ihn sogar für einen Mörder. Heidi ist dem Großvater in seiner spärlich möblierten Hütte zunächst nicht willkommen. Doch schon bald hat sich der alte Mann an die Anwesenheit des Mädchens und an seine herzerfrischende, aufrichtige Art gewöhnt. Heidi liebt das karge Leben und die unbeschwerten Sommertage, die sie mit dem Geißen-Peter (Quirin Agrippi) und den Ziegen auf der Alm verbringt.

Doch eines Tages steht Tante Dete wieder vor der Tür. Gegen den Willen Heidis und des Großvaters verfrachtet sie das Mädchen in einen Zug nach Frankfurt am Main. Dort soll das Schweizer Naturkind bei den Sesemanns leben. Klara (Isabelle Ottmann), die Tochter der reichen Kaufmannsfamilie, sitzt im Rollstuhl. Ihre Mutter ist tot, der Vater (Maxim Mehmet) geht seinen Geschäften nach und ist selten zu Hause. So wächst Klara in dem riesigen Haus unter dem strengen Regiment ihrer Gouvernante Fräulein Rottenmeier (Katharina Schüttler) sehr isoliert auf. Nur die gelegentlichen Besuche der liebevollen Großmutter (Hannelore Hoger) bereiten ihr Freude. Heidi und Klara freunden sich schnell an. Doch während sich Klaras Befinden durch die Anwesenheit der lebhaften Heidi sichtlich verbessert, hat Heidi unbändige Sehnsucht nach dem Großvater und den Bergen.

Bescheiden, aber herzlich: Klaras Großmutter (Hannelore Hoger) wird vom Almöhi (Bruno Ganz) vor seiner Hütte bewirtet. Bild: Sender
Bescheiden, aber herzlich: Klaras Großmutter (Hannelore Hoger) wird vom Almöhi (Bruno Ganz) vor seiner Hütte bewirtet. Bild: Sender
Heidi lebt in einer Berghütte mit dem Alpöhi. Als die Kleine von ihrer Tante nach Frankfurt entführt wird, beginnt für Heidi eine lange Leidenszeit. Luigi Comencinis Filmfassung von Johanna Spyris «Heidi» wurde zum Grosserfolg und gilt noch heute als beste Adaption des Kinderbuchs.

Verbittert hat sich der Alpöhi (Heinrich Gretler) mit seinem Enkelkind Heidi (Elsbeth Sigmund) in die Berge zurückgezogen: Bei einem Grossbrand hatte sein Sohn den Tod gefunden, und die Dorfbewohnenden von Maienfeld hatten ihn der Mitschuld an dem Unglück bezichtigt. Heidi wächst auf der Alp zusammen mit dem gleichaltrigen Geissenhirten Peter (Thomas Klameth) im Einklang mit der Natur auf.

Eines Tages wird Heidi von ihrer Tante Dete (Elsie Attenhofer) aufgesucht, die in Frankfurt bei der vornehmen Familie Sesemann in Diensten steht. Die Tochter des Hauses, Klara (Isa Günther), ist gehbehindert. Unter einem Vorwand entführt die Tante das ahnungslose Kind, damit es dem gelähmten Mädchen Gesellschaft leiste. Bald gewinnt Heidi mit ihrer Natürlichkeit und Frische Klaras Zuneigung und die Sympathie des ganzen Hauses, mit Ausnahme der gestrengen Gouvernante Fräulein Rottenmeier (Anita Mey). Klara blüht auf und überwindet sogar ihre Krankheit; doch Heidi vermisst ihre geliebten Berge und erkrankt vor Heimweh.

Johanna Spyris 1880 erschienene Erzählung «Heidis Lehr- und Wanderjahre» ist weltweit der grösste Schweizer Bucherfolg. Nach einer kitschigen US-amerikanischen Version mit dem Kinderstar Shirley Temple im Jahr 1937 griff die schweizerische Praesens-Film unter Lazar Wechsler 1952 die Vorlage auf. Der damals 36-jährige Regisseur Luigi Comencini – Italiener mit Schweizer Mutter – hatte sich bereits als Talent im Umgang mit jugendlichen Darstellern erwiesen. Nach aufwendigen Castings fand er in Elsbeth Sigmund als Heidi und Thomas Klameth als Geissenpeter zwei ausgezeichnete Laien, die ihre Rollen locker, ungekünstelt und mit viel Charme verkörperten. Für die Rolle des Alpöhi konnte mit Heinrich Gretler der damals profilierteste und populärste Schweizer Schauspieler verpflichtet werden. Aber auch die Darsteller der deutschen Familie Sesemann wurden hochkarätig besetzt: Willy Birgel als distanzierter Vater, Theo Lingen als gewitzter Diener Sebastian, Anita Mey als überkorrekte Erzieherin Fräulein Rottenmeier und der damalige Kinderstar Isa Günther («Das doppelte Lottchen») als Klara.

Gedreht wurde hauptsächlich an Originalschauplätzen im Kanton Graubünden; die Szenen aus Frankfurt entstanden in Basel und im Studio Rosenhof in Zürich. «Heidi» wurde zu einem grossen Erfolg auch jenseits der Landesgrenzen. Dank Synchronisation in mehrere Sprachen bezauberte Johanna Spyris kleines Mädchen Kinder und Erwachsene rund um den Globus. Noch heute gilt Luigi Comencinis «Heidi» als beste Adaption des unsterblichen Kinderbuchs.

Das Schweizer Fernsehen zeigt den Klassiker mit einer Hörfilmspur für Sehbehinderte.

in Outlook/iCal importieren