Geheimnisvolle Orte Der Funkturm - Film von Grit Lederer

Mi, 08.01.  |  20:15-21:00  |  RBB
Untertitel/VT Stereo 
Der "Mosaiksaal" der Neuen Reichskanzlei: Inszenierung einer unbarmherzigen, brutalen Macht. Bild: Sender
Der "Mosaiksaal" der Neuen Reichskanzlei: Inszenierung einer unbarmherzigen, brutalen Macht. Bild: Sender
Bei seiner Einweihung 1926 ist der Funkturm Symbol für eine neue Ära: Den Beginn des Massenmediums Radio und die moderne Metropole Berlin. Die Nationalsozialisten stilisieren ihn später als Sinnbild des technischen Fortschritts. Im Kalten Krieg wird der Funkturm das Wahrzeichen Westberlins, der „Leuchtturm der Freiheit“.

Bei seiner Einweihung 1926 ist der Funkturm Symbol für eine neue Ära: Den Beginn des Massenmediums Radio und die moderne Metropole Berlin. Mit 138 Metern Höhe ist er damals eines der höchsten Gebäude Deutschlands - erbaut in nur zwei Jahren aus 400 Tonnen Stahl. Der schlanke Turm ist nicht nur Sendemast, sondern auch attraktives Ausflugsziel mit Restaurant, Aussichtsplattform und einem Fahrstuhl, der die Besucher:innen in nur 1,2 Metern pro Sekunde in die Höhe befördert.
Am Fuße des Funkturms hält Albert Einstein 1930 zur 7. Großen Deutschen Funkausstellung seine berühmte Rede, in der er das Radio als Werkzeug der Demokratie und der Völkerverständigung beschwört. Nur drei Jahre später ist Einstein im Exil und Joseph Goebbels spricht unter dem Funkturm. Die Nationalsozialisten nutzen den Rundfunk als wichtigstes „Massenbeeinflussungsmittel“. Den Funkturm stilisieren sie zum Symbol des technischen Fortschritts, präsentieren zu seinen Füßen auf den Funkausstellungen neue (Propaganda-) Instrumente wie den Volksempfänger - und die ersten Fernsehgeräte. Doch als Funk-Antenne für den Sender Witzleben dient der Berliner Funkturm nur wenige Jahre. Zu schwach ist seine Sendeleistung. Bei einem Großbrand im Jahr 1935 werden seine Sendeanlagen endgültig zerstört. Wenig bekannt ist, dass der Turm bereits ab 1929 testweise Fernsehsignale abstrahlte - eine Technik, die dann durch die Nationalsozialisten versuchsweise für militärische Zwecke eingesetzt werden sollte. Am Ende des Zweiten Weltkriegs steht der Funkturm für kurze Zeit auf drei, statt auf vier Beinen. Eine Granate hatte eine seiner Hauptstreben getroffen. Doch das Stahl-Konstrukt erweist sich als erstaunlich stabil - der Turm kann repariert werden. Im Kalten Krieg wird der Funkturm das Wahrzeichen Westberlins, wahrgenommen als „Leuchtturm der Freiheit“. Als der fast doppelt so hohe und über die Mauer hinweg sichtbare Ostberliner Fernsehturm 1969 eröffnet, stellt er den Funkturm ein wenig in den Schatten. Seit dem Mauerfall muss sich der Westberliner Funkturm ein neues Image suchen.

Exklusiv berichten die Schwestern Gesa und Ulrike Ufer, beide Hörfunkredakteurinnen, von ihrem Großvater, der während der Zeit des Nationalsozialismus als Rundfunk-Intendant tätig war. Historiker Daniel Schönpflug, Bauhistoriker Nikolas Bernau wie auch Medienhistoriker Kai Knörr sind bis heute fasziniert von der Symbolkraft des Turms, mit dem viele Berlinerinnen und Berliner eine emotionale Verbindung pflegen. Bis heute hat der elegante Turm nicht an Strahlkraft und Attraktivität verloren. Regisseurin Grit Lederer erzählt die Geschichte des Funkturms mit historischem Archivmaterial wie neuen spektakulären Aufnahmen in ungewöhnlichen Perspektiven.

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