Mit dem Zug durch Neuseeland Im Land der weißen Wolke
Sa, 28.12. | 13:20-14:50 | NDR
Kultur
Aotearoa, Land der langen weißen Wolke, so nannten die Maori ursprünglich Neuseeland. Mit dem himmlischen Schauspiel könnten die dampfenden Vulkane im Norden und schneebedeckten Gebirge im Süden gemeint sein. Durch diese ursprünglichen Landschaften fahren die neuseeländischen Züge. Es ist eine Panoramareise ohne Pünktlichkeitsgarantie. Denn die Launen der Natur geben den Takt an.
Es ist eines der schwierigsten Gelände der Welt, durchzogen von Gebirgen und dichten Urwäldern. Lange Zeit war Neuseeland schienenfrei, erst in den 1960er-Jahren wurde der Bau der Trassen fertiggestellt. Seitdem fahren drei Züge durchs Land. Der Northern Explorer Train führt ins vulkanische Herz des Landes. In Auckland fährt er ab. Die Millionenstadt brodelt, rund 50 Vulkane ragen in den Himmel. Noch schlafen sie, aber sie können wieder ausbrechen. Nördlich von Auckland liegt Little Barrier Island, eine Vulkaninsel mit gigantischen Insekten. Nicola Toki, Botschafterin für bedrohte Arten, ist auf der Suche nach der Wetapunga. Das ist die größte Heuschrecke der Welt, nur noch ein paar Dutzend sollen in freier Wildbahn leben.
Ein weiteres Highlight aus der Tierwelt sind die Glühwürmchen in den Waitomo Caves. In den dunklen, feuchten und engen Höhlen arbeitet Umweltschützerin Shannon Corkill. Sie kennt den Weg zur Brutstätte der Glühwürmchen, in denen blaue Lichter tanzen. Weiter südlich dampft es. Am See Rotorua ist Soltice Morrison aufgewachsen. Es ist ein geothermales Gebiet, um dessen Wärme sich die Ureinwohner angesiedelt haben. Die Umweltwissenschaftlerin arbeitet an einem Mammutprojekt. Sie hat sich dem Schutz der insgesamt 3.800 Seen gewidmet und verbindet altes Maori-Wissen mit neuer Wissenschaft.
Im Zentrum der Nordinsel liegt der Tongariro-Nationalpark, wo sich der Zug um den Mount Ruapehu schlängelt, dem höchsten Vulkan des Landes. Sein smaragdgrüner Kratersee lockt Bergsteiger an seine Ränder. Es ist ein riskantes Abenteuer, auch weil der Vulkan noch aktiv ist. Endstation ist die Hauptstadt Wellington, wo eine Fähre die Nord- mit der Südinsel verbindet. Die Seereise ist den Launen der Natur völlig ausgeliefert. Starke Westwinde schlagen hohe Wellen, oft kommt die Fähre zu spät, manchmal für Stunden und Tage.
Auf der Südinsel fährt der Coastal Pacific Train zwischen Bergen und Meer entlang der Ostküste. Immer wieder verbiegen kleine Erdbeben die Schienen, die bis nach Christchurch führen. Ab hier beginnt die Reise zu den neuseeländischen Südalpen. An den Fenstern des TranzAlpine ziehen die schneebedeckten Gipfel vorbei. Der Zug durchquert Gebirge und Gletscherflüsse, bis er die Westküste erreicht. Es ist auch eine Fahrt zurück in die Kolonialgeschichte. Die europäischen Siedler gründeten in der Einsamkeit der Natur die ersten Dörfer. Eine Familie ist bis heute geblieben. Seit Generationen betreibt J.J. Nolan hier traditionelle Rinderzucht. Mit seinem Jetboat lenkt er die Tiere unfallfrei durch das kalte Wasser des Flusses Arawhata mitten in einem Urwald.
Weiter südlich verdichten sich die Regenwälder in Fiordland, der größten Urlandschaft Neuseelands. Bis heute ist sie für die schmalen Gleise unbezwingbar und gilt als eines der am wenigsten erforschten Gebiete der Welt. Ein Bergsteiger soll eine alpine Eidechse gesehen haben. Es ist eine Art, die seit Jahrmillionen in diesem rauen Klima ausharrt, doch seit der Begegnung fehlt vom Urtier jede Spur.
Regie: Tuan Lam
Drehbuch: Kerstin Meyer-Beetz
Kamera: Simon Baumfield
Musikalische Leitung:
Eike Hosenfeld
Ingo Ludwig Frenzel
Moritz Denis
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