Ein Stern für die Welt Lichterglanz aus Herrnhut
Im Gotteshaus der Brüdergemeinde Herrnhut in Sachsen wird alljährlich ein besonderer Stern hervorgeholt: weiß und imposant mit 110 Zacken. Bereits vor 150 Jahren zog der Stern um die Welt.
Wenn der Stern zum ersten Advent von der Decke des Kirchensaals erstrahlt, dann beginnt in Herrnhut die Advents- und Weihnachtszeit. Der Herrnhuter Stern ist eine Erfolgsgeschichte, die sich durch Jahrhunderte, Familien und den kleinen Ort zieht.
Heute leuchtet der Export aus der Oberlausitz in Grönland genauso wie in einem Flüchtlingscamp in Malawi, im US-amerikanischen Bethlehem, im Rehabilitationszentrum Sternberg in Palästina und an vielen anderen Orten. Mitten in der sächsischen Provinz steht die Manufaktur dieser Sterne, die Herrnhut zu einer Marke gemacht haben.
Von 2013 bis heute verdoppelte sich die Anzahl der Herrnhuter Sterne, die die Mitarbeitenden des Unternehmens jedes Jahr von Hand fertigen. Der Stern ist zwar ein Exportschlager, aber mehr noch steht er für die Gemeinschaft und den Glauben der Herrnhuter. Bis heute erzählt er eindrücklich die christliche Botschaft vom Stern von Bethlehem, von der Geburt eines Kindes im Stall.
In Grönland ist er ein Überbleibsel der Missionare, die ihn einst mitbrachten. In Palästina, etwa 25 Kilometer von Jerusalem entfernt, liegt Sternberg, das Förderzentrum der Herrnhuter Missionshilfe. Es nimmt Kinder und Jugendliche mit Behinderungen auf und unterstützt sie. Alljährlich wird dort der Stern während einer besonderen Feier aufgehängt, gemeinsam von Jüdinnen und Juden, Christinnen und Christen sowie Musliminnen und Muslimen.
In Malawi gibt es neun Brüdergemeinden, die ihre Wurzeln in der einstigen Missionsarbeit der Herrnhuter haben. Bei tropischen Temperaturen hängen die Kinder im Flüchtlingslager "Dzaleka Refugee Camp" begeistert den Stern auf. Glaubensflüchtlinge aus Böhmen und Mähren gründeten in Herrnhut die Urzelle ihrer christlichen Gemeinschaft. 2022 feierte die Unität ihr 300-jähriges Bestehen. Weltoffen wollten die Gründermütter und -väter der Brüdergemeinde sein und nie vergessen, dass sie selbst Geflüchtete und Ausgestoßene waren, die niemand haben wollte.
Die Herrnhuter haben auch Kirchen und Orte im Südwesten Deutschlands geprägt, beispielsweise Königsfeld. Architektur und Stadtplanung dieser Schwarzwaldgemeinde erinnern an Herrnhut in der Oberlausitz. In Königsfeld lebt Klaus Eiben. Für ihn sind mit dem Stern emotionale Erinnerungen verbunden. In den Nachkriegsjahren hat er als junger Schüler im Rundfunk-Kinderchor gesungen. Kalt war es oft bei den Proben. Wenn es dann in die Leipziger Thomaskirche ging, war es wärmer, und vom Gewölbe erstrahlte ein Herrnhuter Stern. Diese Erinnerung hat sich eingebrannt. Und wenn Klaus Eiben heute im hohen Alter noch selbst gebastelte Sterne an Freundinnen, Freunde und Bekannte verschickt, schickt er stets auch etwas Wärme mit.
In der Dokumentation von Anna Schmidt erzählen verschiedene Protagonistinnen und Protagonisten ihre persönlichen Geschichten mit dem Herrnhuter Stern.
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