Alpen in Gefahr
Der Klimawandel setzt den Alpen mächtig zu: Gletscher schmelzen, Pflanzen und Tiere verschwinden, Bergstürze und Lawinen bedrohen die Menschen. Was wird aus dem Naturparadies?
Die Veränderungen wirken auch über die Gebirgsgrenzen hinaus: Die Alpen gelten als größter Süßwasserspeicher Europas. Schmelzen die Gletscher und fällt weniger Schnee, schwinden die Wasserreserven auch für die umliegenden Länder.
Aus den Bergen werden viele Flüsse bis in entfernte Regionen kontinuierlich mit Wasser versorgt. Bleibt dieser Nachschub aus, schrumpfen sie in Hitzeperioden umso schneller. Die ausgetrockneten Flussbetten im Sommer 2018 und 2022 haben einen Vorgeschmack geliefert. Solche Bilder wird man häufiger sehen, wenn die Gletscher erst einmal verschwunden sind.
Gletscherwund und Schneemangel wirken sich auch auf den Wirtschaftsraum Alpen aus: Skitourismus ist zunehmend nur mit Kunstschnee und hohem technischem Aufwand möglich. In 30 Jahren wird das nur noch oberhalb von 1500 Metern rentabel sein. Viele Regionen müssen neue Konzepte entwickeln, um weiterhin vom Tourismus leben zu können.
Die steigenden Temperaturen bedeuten für die Menschen aber auch eine direkte Gefahr: Der Permafrost schmilzt – das Eis im Inneren der Berge, das Gestein und Fels wie Kitt zusammenhält. Taut er, kommt es zu Felsstürzen. Um rechtzeitig warnen zu können, wird deshalb das Matterhorn von Geowissenschaftler Jan Beutel mit aufwendiger Technik überwacht. Davon profitieren Dörfer wie Randa im Schweizer Mattertal, wo sich im Jahr 1991 einer der größten Bergstürze der Alpen ereignete. Zusätzlich hat die Gemeinde in weitere Schutzmaßnahmen investiert: Betonschutzwälle, Fangnetze und Lawinenverbauungen.
Anpassungsstrategien, die für ein Leben in den Bergen immer wichtiger werden. Sie sind auch nötig, um die engen Bergtäler vor Wetterextremen zu schützen: Geröll- und Wassermassen etwa haben im Sommer 2022 das Gegendtal in Österreich verwüstet.
Der Klimawandel trifft aber nicht nur den Menschen, sondern verändert auch die Alpenflora und -fauna: Die Vegetationsperiode beginnt früher, die Waldgrenze wandert höher, und die kälteliebenden Tier- und Pflanzenarten wandern mit. Doch oben wird es eng. Forschende wie der Biologe Walter Arnold stellen fest, dass die "Generalisten" aus tiefergelegenen Berghängen die "Kältespezialisten", wie etwa die Murmeltiere, verdrängen.
Auch das Pflanzenwachstum auf den Almwiesen verändert sich. Der Ökologe Michael Bahn von der Uni Innsbruck weist in seinen Untersuchungen zudem nach, dass durch die Kombination von Wetterextremen wie Dürre und Starkregen immer mehr Treibhausgase aus dem Boden entweichen und das Klima weiter aufheizen.
Der Klimahotspot Alpen zeigt: Naturgefahren nehmen zu und bedrohen diesen Lebensraum. Wir müssen viel investieren, um uns zu schützen. Und es braucht neue Konzepte, um das Naturparadies zu erhalten.
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