Mysterien (10/19) Von Knut Hamsun

Mo, 04.11.  |  9:00-9:35  |  MDR Figaro
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In der kleinen norwegischen Hafenstadt ist Johan Nilsen Nagel vom ersten Tag an eine fast exotische Figur. Er war plötzlich gekommen und niemand wusste, woher und warum. Er trägt knallgelbe Anzüge und schickt sich selbst Telegramme. Aber nicht nur durch solche Äußerlichkeiten und sein eigentümliches Benehmen verblüfft er die Einheimischen: Er wirbt um eine nicht mehr junge Frau und verliebt sich gleichzeitig in die schöne Tochter des Pfarrers.

Der Sonderling mit rätselhafter Vergangenheit setzt sich über alle Regeln des Kleinstadtlebens hinweg. Manchmal hat er etwas von einem Ermittler an sich, dann wieder scheint er ein Künstler oder Verführer zu sein. Oder ist er einfach ein Hochstapler? In seiner inneren Widersprüchlichkeit ist er ein "Ausländer des Daseins", wie er sich selbst nennt.


* Knut Hamsun
Knut Hamsun, geboren 1859 in Norwegen, war einer der größten, aber auch widersprüchlichsten Schriftsteller der klassischen modernen Literatur. Nach einer harten Jugend wanderte er nach Amerika aus, war dort u. a. als Straßenbahnschaffner tätig, lebte in Paris unter den Bohemiens und kehrte schließlich in sein Heimatland zurück. Mit seinem Romandebut "Hunger" von 1890 schaffte er den literarischen Durchbruch. Zu den Romanen, die Hamsuns Weltruhm begründeten und ihm 1920 den Nobelpreis für Literatur einbrachten, zählen weiter "Mysterien", "Pan" oder "Segen der Erde".

Verbunden mit Hamsun ist aber auch seine Verstrickung ins Netz faschistischer Ideologie. Noch im Mai 1945 schrieb er einen Nekrolog auf Hitler. 1947 wurde ihm der Prozess wegen Kollaboration gemacht. In seiner Verteidigungsschrift und in seinem letzten Buch ("Auf überwachsenen Pfaden", erschienen 1949) bewies Hamsun, dass er keineswegs unzurechnungsfähig war. Nach seinem 90. Geburtstag allerdings setzte ein starker körperlicher und geistiger Verfall ein. Er starb 1952 im Alter von 92 Jahren auf Nørholm, wo auch seine Urne beigesetzt wurde.

Produktion: SWF 1984

Es liest: Walter Hilsbecher

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