Gefangen im Netz

Mi, 02.10.  |  3:10-4:50  |  SF2
Zweikanalton Dolby Digital  Dokumentarfilm, Tschechien/Slowakei 2020
SRF zwei zeigt diesen aufrüttelnden Dokumentarfilm über die Gefahren, die Heranwachsenden im Internet drohen. Drei Schauspielerinnen geben sich als Minderjährige aus und werden von Pädophilen mit übergriffigen Kontakten bombardiert.

Dass Jugendliche im Internet Gefahren ausgesetzt sind, und dass in Chat-Foren auch Pädophile ihr Unwesen treiben, ist bekannt. Ein Duo tschechischer Dokumentarfilmer wollte wissen, wie gross das Risiko des Missbrauchs Minderjähriger im Internet tatsächlich ist, und hat ein Experiment unternommen, dessen Resultat das Ausmass der Gefahr verdeutlicht, das Heranwachsenden bei ihren digitalen Gehversuchen begleitet.

Barbora Chalupová und Vít Klusák haben drei junge, volljährige Schauspielerinnen gecastet, um sie in Chat-Foren als minderjährige Besucherinnen von Chaträumen auszugegeben. In einem Studio haben sie drei typische Kinderzimmer eingerichtet und die Ausflüge in die Internetforen aufgezeichnet. Das filmische Experiment und seine Hauptdarstellerinnen wurden psychologisch betreut und juristisch begleitet. Noch während die Dokumentarfilmer die drei fiktiven Chatprofile erstellten, gingen zehn Kontaktanfragen ein. Nach zehn Tagen waren es deren gut 2'500, hinter denen nicht etwa Gleichaltrige steckten, sondern sich Erwachsene verbargen, die unverzüglich Übergriffe verübten, die Mädchen unter Druck setzten und ihnen bald auch «im richtigen Leben» nachstellten.

Von der Deutschen Film- und Medienbewertung wurde «Gefangen im Netz» mit dem Prädikat «Besonders wertvoll» versehen. In der Begründung heisst es, die Radikalität der dokumentierten Gespräche und die Konsequenz der Darstellerinnen ermöglichten einen intimen und verstörenden Einblick in die verborgene Welt sexueller Übergriffe. In den persönlichen Treffen im zweiten Teil des Films würde dann teilweise die kriminelle Energie der Täter spürbar sowie auch deren Uneinsichtigkeit, da die Männer sich als gewöhnlicher Teil der Gesellschaft zu begreifen scheinen.

Das Gremium diskutierte insbesondere die «Fallenstell-Rhetorik» des Versuchsaufbaus und die Simulationskraft des Webcam-Setups kontrovers, doch es komme der konsequenten Versuchsanordnung zugute, dass der Film einen überzeugenden und schockierenden Einblick in die dunkle Seite des Internets bietet. Daher sei er als Aufklärung für Eltern und Erzieher und Erzieherinnen gut geeignet.

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