Punkt eins Die Eskalation im Kaschmir-Konflikt
Mo, 12.05. | 13:00-13:55 | Ö1
Seit der kolonialen Grenzziehung sind Indien und Pakistan verfeindete Nachbarn, was auch an der bitteren Geschichte von millionenfachen Vertreibungen und Gewalttaten zwischen Hindus und Muslimen liegt. Der jetzt wieder aufgeflammte Konflikt an der Grenze der Provinz Kaschmir, die zwischen Pakistan und Indien geteilt ist, aber beide beanspruchen das ganze Gebiet für sich, ist allerdings alles andere als ein Relikt der Geschichte: Hier sind zwei Atommächte in einer direkten Konfrontation miteinander. Seit einigen Wochen spitzt sich der Konflikt immer weiter zu, die Kämpfe weiten sich aus, Entspannung ist nicht in Sicht. Nachdem Indien in der Nacht auf Mittwoch Ziele in Pakistan mit Raketen angegriffen hatte, reagierte Pakistan unmittelbar mit Gegenbeschuss und Pakistans Premier kündigte eine Reaktion der Streitkräfte an. Beide Länder melden zahlreiche Tote und Verletzte, darunter Kinder. Der Konflikt zwischen Indien und Pakistan war nach einem Anschlag im indischen Teil Kaschmirs am 22. April mit 26 Toten eskaliert, für den Indien muslimische Extremisten aus Pakistan verantwortlich macht. Die Vereinten Nationen, die USA, China und die EU, die Türkei, der Iran und andere rufen zur Deeskalation auf, angesichts der wachsenden Sorge vor einem offenen Krieg zwischen den beiden Atommächten. Der Konflikt zwischen den beiden Ländern ist ein Erbe des Kolonialismus, der längst von Politikern auf beiden Seiten für ihre eigenen Zwecke genutzt wird, sagt Dr. Christian Wagner von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Besonders der rabiate Hindu-Nationalismus des gegenwärtigen Premiers Narendra Modhi hat alte religiöse Spannungen wieder angefacht, was zum gegenwärtigen Konflikt entscheidend beiträgt. Aber wie riskant ist diese Rivalität, und was bedeutet sie für die Region in einer zunehmend erschütterten internationalen Situation? Philipp Blom spricht mit Christian Wagner über die Entwicklung eines Brennpunktes.
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