Betrifft: Geschichte Flucht nach Uruguay

Mo, 23.12.  |  15:55-16:00  |  Ö1
Als jüdische Österreicher:innen in das lateinamerikanische Land emigrierten und dort bliebenmit: Oliver Kühschelm, Historiker, Institutsleiter und Abteilungsleiter des Zentrums für historische Migrationsforschung am Institut für Geschichte des ländlichen Raumes. Gestaltung: Isabelle Engels.

Ab März 1938 musste Jüdinnen und Juden vor dem Nationalsozialismus aus Österreich fliehen. Rund 800 von ihnen verschlug es nach Uruguay. Das eher kleine südamerikanisches Land war den meisten zuvor relativ unbekannt gewesen, nun wurde es zum Rettungsanker. Wenngleich die konservative Regierung eigentlich weder republikanische Flüchtlinge aus dem spanischen Bürgerkrieg noch jüdische Verfolgte aufnehmen wollte, bereitete man ihnen – einmal im Land angekommen – aber wenig Probleme. In Österreich hatten die Vertriebenen überwiegend einer bürgerlichen und unternehmerischen Mittelklasse angehört, in Uruguay mussten sie sich von unten hinaufarbeiten, was vor allem den Jüngeren auch gelang. Sie nutzen die in den 1940er-Jahren günstigen ökonomischen Bedingungen einer prosperierenden Wirtschaft und trugen ihrerseits zur Modernisierung des Landes bei. Die deutschsprachigen Jüdinnen und Juden betrieben in Montevideo ihre eigenen Organisationen, Geschäfte und Restaurants. Innerhalb der deutschsprachig-jüdischen Gemeinde bildeten die aus Österreich Geflohenen eine kleine Gruppe mit spezifischen Veranstaltungen und Klubs – hier pflegten sie die Erinnerung an ein „Alt-Wien“, das sie sich vom Nationalsozialismus nicht nehmen lassen wollten. Viele der Immigrant:innen blieben ihr Leben lang in Uruguay.

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