Menschenbilder István Szabó, Filmregisseur

So, 01.12.  |  14:05-14:55  |  Ö1
„Was die Augen erzählen, ist nicht zu beschreiben.“ Der ungarische Oscar-Preisträger István Szabó.

Für den Film „Mephisto“, nach dem gleichnamigen Roman von Klaus Mann, erhielt István Szabó 1981 den Oscar für den besten ausländischen Film und wurde weltberühmt. Mit Klaus Maria Brandauer, der darin die Hauptrolle spielt, drehte Szabó noch die Filme „Oberst Redl“ (1984) und „Hanussen“ (1988), die ihm fünf Oscar-Nominierungen einbrachten. In „Mephisto“ geht es wie in dem 2001 vollendeten Film „Der Fall Furtwängler“ (über das Entnazifizierungsverfahren gegen den berühmten Dirigenten) um die Anpassung eines Künstlers im Nationalsozialismus. Es war ein Schock, als sich 2006 herausstellte, dass István Szabó in diesen Filmen auch seine eigene Rolle im Kommunismus reflektierte – als Informant der Staatssicherheit hatte er in den Jahren 1956 bis 1963 Spitzelberichte über Mitstudenten und Lehrer verfasst. In dieser Sendung erzählt er erstmals, wie es dazu kam. Das Porträt von István Szabó lässt auch die ungarische Geschichte seit einem Geburtsjahr 1938 Revue passieren: das autoritäre Regime des „Reichsverwesers“ Miklós Horthy, den ungarischen Nationalsozialismus der „Pfeilkreuzler“ (den Szabó und seine Familie in einem Versteck überlebten), den Stalinismus und seine Liberalisierung zum sogenannten „Gulaschkommunismus“ sowie die vielen Probleme seit der Wende von 1989. „Wir haben alles immer nur überlebt“ konstatiert Szabó. Sein Film „Abschlussbericht“ (2020) – noch einmal mit Brandauer – spielt in der ungarischen Gegenwart, es existiert aber noch keine deutsche Fassung. Ab liebsten und intensivsten spricht István Szabó über seine Filme, die für ihre langen Großaufnahmen berühmt sind. Damit will Szabó erzählen, wie Gefühle und Gedanken entstehen – und wie sich verändern. In den Großaufnahmen des menschlichen Gesichts sieht er die einzigartige Möglichkeit des Films, die keine andere Kunstform hat. Nur der Film kann die Augen sprechen lassen.

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