Apropos Klassik Ein kosmopolitischer Südfranzose

Sa, 22.06.  |  15:05-16:57  |  Ö1
Zum 50. Todestag des vielseitigen Komponisten Darius Milhaud.

Wenige haben so viel, für beinahe alle Genres, komponiert wie er: Der gebürtige und in seinem kulturellen Selbstverständnis stark von seiner Heimat geprägte Südfranzose Darius Milhaud. Dabei integrierte er zeitlebens alles Neue und Unbekannte, womit er konfrontiert war. Sei es traditionelle südamerikanische Musik auf seinen ausgedehnten Reisen, oder Elemente des Jazz. Er reagierte auf Strömungen seiner Zeit, des 20. Jahrhunderts, im Sinne des Neoklassizismus mit Rückgriffen auf barocke Formen, mit impressionistisch schillernden Klangfarben, oder polyrhythmischen und polytonalen Konzepten. Als Mitglied der Pariser Groupe des Six positionierte er sich gegen die spätromantischen Ausläufer und wandte sich – im Einklang mit seinen Kollegen und seiner Kollegin – einer schnörkellosen Musik zu, die durchaus mit Humor und Ironie gewürzt war. Auch politische Äußerungen, wie seine Komposition anlässlich des Mordes am US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, waren von ihm zu erwarten.Seine lebenslangen gesundheitlichen Einschränkungen, in den letzten Jahrzehnten saß er im Rollstuhl, hielten ihn nicht davon ab, in Europa und Amerika unterwegs zu sein. Während des Ersten Weltkriegs war Milhaud Kulturattaché des französischen Botschafters Paul Claudel in Rio de Janeiro, ab den 1940er Jahren hatte er eine Professur für Komposition am Mills College im kalifornischen Oakland inne. Sieben Jahre später nahm er zusätzlich eine Stelle am Pariser Konservatorium an und unterrichtete bis 1971 an beiden Hochschulen. Zu seinen Schülern zählen so unterschiedliche Komponisten wie Karlheinz Stockhausen, Steve Reich und Dave Brubeck. Am 22. Juni 1974 starb Darius Milhaud 81jährig in Genf.

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