Gedanken für den Tag Automat und Android
Sa, 22.02. | 6:57-7:00 | Ö1
Einen ganz speziellen Reiz haben jene Puppen, die scheinbar aus sich heraus etwas selbst tun. Das Jahrhundert der Automaten war das 16.: Im Rahmen der Uhrenherstellung wurden hochpräzise Mechanismen entwickelt, die auch in Figuren verbaut werden konnten. So wird dem Kammeruhrmacher Kaiser Karls V., Juanelo Torriano, der Mechanismus der sogenannten Cisterspielerin (heute im Kunsthistorischen Museum Wien) zugeschrieben. Die nur 44 cm große Figur einer jungen Frau kann sich trippelnd voran bewegen und dabei die Cister (eine Laute) schlagen. Derartige Androiden standen im 16. Jahrhundert hoch im Kurs, weil sie die Fähigkeit des Menschen belegen sollten, die durch den göttlichen Schöpfungsakt entstandene Natur nachzuahmen. Auch das 18. Jahrhundert war eine Hochzeit der anthropomorphen (also menschenförmigen) Automaten. Diese spielten Klavier oder malten. Ein 1773 konstruierter Automat, der in einer bubenförmigen Figur verbaut war, konnte Sätze wie „Wir sind die Androiden“ oder „Cogito ergo sum“ (Ich denke, also bin ich) schreiben.Anthropomorphe Greeting- und Pflegeroboter werden heutzutage auf Restaurant- und Hotelgäste sowie auf alte, kranke Menschen losgelassen. Die Gäste können sich beschweren. Die alten und dementen Menschen sind angeblich „superglücklich“ darüber. Angelehnt an das Michel de Montaignes zugeschriebene Dictum erhebt sich ganz generell die Frage: Spielen wir noch mit der Puppe oder spielen die Puppen (die menschliche Intelligenz und Einfühlung vorgaukelnden Automaten) mit uns?
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