Ziemlich beste Nachbarn Wir und die Niederländer
Mo, 09.06. | 16:15-17:00 | Phoenix
Windmühlen, Frau Antje mit Käse aus Holland, endlose Wohnwagen-Karawanen und dann noch der Fußball: An Bildern in deutschen Köpfen mangelte oder mangelt es nicht, wenn sie an den Nachbarn denken. Dafür galten die Deutschen dort lange als "Moffen", muffige und unangenehme Zeitgenossen. Ist das auch heute noch so?
Die Niederlande haben siebzehn Millionen Einwohner und Einwohnerinnen, Deutschland über achtzig Millionen. Viele Niederländer verfolgen das deutsche Zeitgeschehen recht aufmerksam, umgekehrt dürften die meisten Deutschen kaum wissen, wer das Nachbarland gerade regiert. Im Verhältnis der ungleichen Nachbarn hat die Besetzung der Niederlande durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg Wunden geschlagen. Nach dem Krieg galten sie lange Jahre als erklärtes Feindbild der Niederländer, während die Deutschen bei den Nachbarn Urlaub machten, als ob nichts gewesen wäre. Heute gibt es eine neue Nähe zwischen den Ländern. So erscheinen in den Niederlanden mittlerweile Buchtitel wie "Warum wir auf einmal die Deutschen lieben" oder "Wir können nicht alle Deutsche sein". Wie aber sehen Deutsche das Nachbarland? Tulpen, Edamer, Rembrandt, Holzschuhe, Deiche und Drogen gehören genauso zum Hollandbild wie Fußballer Marco van Basten und die königliche Familie. Michael Kessler reist mit einem Koffer voller Fragen in die Niederlande und prüft, was tatsächlich dran ist an den Klischees.
Das Nationalsymbol, die Tulpe, kommt eigentlich aus der Mongolei, und die berühmten Holzschuhe, "Klompen" genannt, stammen ursprünglich aus Frankreich. Beim Königstag in Maastricht erklärt König Willem-Alexander höchstpersönlich Michael Kessler, was typisch niederländisch ist. Historiker Christoph Driessen erläutert, warum bei Festen das ganze Land in orange getaucht ist, obwohl die Nationalflagge doch rot-weiß-blau ist, wie deutsch das niederländische Königshaus ist und wie prägend bis heute der Calvinismus. Kessler fragt nach, ob die Niederlande tatsächlich ein so freiheitsliebendes und liberales Land sind, in dem man schneller als andernorts zu Konsens und Kompromiss findet. Er geht der legendären Fußballrivalität zwischen Deutschland und den Niederlanden nach, überprüft in Kinderdijk, seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe, ob die Niederländer wirklich so viele Windmühlen haben, und wie der Klimawandel den Kampf gegen das steigende Meer verschärft. Kessler erfährt, dass der Drahtesel gar nicht von der Fahrradnation erfunden wurde, dass die Niederländer aber tatsächlich Europameister im Wohnwagenbesitz sind und holländische Tomaten viel besser als ihr Ruf. Er kehrt mit Erkenntnissen zurück, die so manche der gegenseitigen Zuschreibungen überdenken lassen.
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