Einstein in Gebärdensprache Invasive Quagga-Muscheln: Kollabierende Seen und Millionenschäden

So, 22.12.  |  10:20-11:05  |  SFinfo
Gebärdensprache  Kultur, Schweiz 2024
In den Seen tickt eine Zeitbombe, die jahrelang unterschätzt wurde: Die rasante Ausbreitung der invasiven Quagga-Muscheln. Sie bedrohen das ökologische Gleichgewicht und verursachen Millionenschäden in Wasserwerken. Forschende und Seeregionen bekämpfen einen Feind, der nicht zu bezwingen ist.

Tatort Bodensee: Wie wird die Ausbreitung der Quagga-Muschel überwacht?
Die ersten Quagga-Muscheln wurden 2014 in Basel entdeckt. Die Muschel wanderte 2016 rheinaufwärts zum Bodensee, der inzwischen massiv betroffen ist. Es gibt Stellen, an denen es auf dem Seegrund praktisch nur noch Quagga-Muscheln gibt. 2023 wurden am Bodensee an vier Orten über 15'000 Muscheln pro Quadratmeter gemessen, der Spitzenwert betrug 25'000 Muscheln pro Quadratmeter. «Einstein» begleitet Forschende des Wasserforschungsinstitut Eawag und der Uni Konstanz beim Monitoring und Probenahmen. Zudem zeigt ein «Einstein»-Tauchgang die schiere Masse an Quagga-Muscheln in eindrücklichen Bildern.

Tatort Bielersee: Wie das Seeland gegen die Quagga kämpft und erste Lösungen präsentiert
Wenn Berufsfischer Silvano Solcà seine Bodennetze einzieht, hat er mittlerweile kaum mehr Fisch, aber dafür kiloweise Quagga-Muscheln in den Maschen. Es gibt praktisch keine Stelle mehr im Bielersee, die nicht befallen ist. Das gefährdet nicht nur Ökosystem und Solcàs Berufstand, sondern auch die Trinkwasserversorgung. Das brandneue Seewasserwerk in Biel hat eine Lösung mitentwickelt, die verhindert, dass Quagga-Muscheln die Wasserleitungen verstopfen können. Das System entfernt 1 Mal im Monat und vollautomatisch die Larven aus den Leitungen, bevor sich diese festsetzen und zu Muscheln entwickeln. «Einstein» zeigt, wie diese Weltneuheit funktioniert.

Tatort Zürichsee: Das neueste Quagga-Opfer, die Ursachen und die Krux mit greifenden Massnahmen
Es war nur eine Frage der Zeit. Im September 2024 wurde die Quagga-Muschel nun auch im Zürichsee nachgewiesen. Die ersten Exemplare hatte Eawag Forscherin Julie Conrads in unmittelbarer Nähe des Ufers geborgen. Die Verschleppung der Quagga-Muscheln von See zu See ist menschengemacht, durch Schifftransporte und Freizeitaktivitäten. Im Prinzip reicht schon eine Angelrute, die nicht gereinigt wurde, um die Quagga-Larven von einem See in den anderen zu verschleppen. Eine schweizweite Gesetzgebung gegen die Quagga-Plage fehlt und viele Kantone haben noch gar keine Massnahmen beschlossen.

Quagga-Invasion: Was kann die Wissenschaft jetzt noch tun?
Es gibt viel Kritik, dass Politik und Behörden viel zu spät auf die Ausbreitung der Quagga-Muschel reagiert habe. Dabei hatten die Forschenden der Eawag schon lange vor den möglichen Folgen gewarnt. «Einstein» zeigt, wie und an welchen Lösungen sie im Labor forschen, um die verheerende Ausbreitung der Quagga-Muschel mindestens eindämmen zu können. Auch mögliche Eingriffe in die Genetik der Muschel sind kein Tabu. Dieser Forschungsbereich wird aber noch viele Jahre brauchen und entsprechende Gesetzesanpassungen.

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