First Man – Aufbruch zum Mond
Do, 02.01. | 2:05-4:15 | SF2
Drama, USA/Japan 2018
Neil Armstrong (Ryan Gosling) arbeitet Anfang der 1960er-Jahre als Testpilot für Jets und Raketenflugzeuge. Er und seine Frau Janet (Claire Foy) haben zwei Kinder, Rick und Karen. Als Karen mit nur zwei Jahren an einem Hirntumor erkrankt und wenige Zeit später stirbt, ist nichts mehr wie vorher. Armstrong, von der Tragödie gezeichnet, bewirbt sich bei der Nasa, die für ihr «Gemini»-Projekt Ingenieure sucht. Als Zivilist ist er unter den angehenden Astronauten eher die Ausnahme, was ihm vermehrt vorgeworfen wird. Als aber der «Gemini-8»-Raumflug ansteht, ist Armstrong dessen Kommandant. Er erweist sich als furchtlos und nervenstark und wird bald als Astronaut für die Mondlandung gehandelt, die US-Präsident John F. Kennedy seinen Wählern und der Welt versprochen hat. Jahrelang hatte die Nasa dabei zusehen müssen, wie die Sowjets ihr bei jedem technischen Meilenstein in der Raumfahrt zuvorgekommen waren.
Die Vorbereitungen für die «Apollo»-Mission fordern mehr als einmal Todesopfer. Janet sieht mit grosser Sorge zu, wie Neil sich in die Herkulesaufgabe verbeisst und beinahe vergisst, dass sie und die beiden Söhne Rick und Mark ihn ebenfalls brauchen. Als der Tag des Abflugs naht, zwingt sie ihren Mann, Rick und Mark darauf vorzubereiten, dass er vielleicht nicht zurückkommt. Am 16. Juli 1969 begibt Neil Armstrong sich gemeinsam mit Buzz Aldrin (Corey Stoll) und Mike Collins (Lukas Haas) auf das grosse Abenteuer Mondlandung.
Damien Chazelle ist nicht der einzige Filmemacher, der sich mit der «Apollo»-Mission oder deren Vorgängermissionen beschäftigt hat. Wohl aber ist er bisher der einzige, der sich zwar für die technischen Details interessierte, aber praktisch gar nicht für den Heldenmythos um den Astronauten Neil Armstrong. Bei Chazelle ist Armstrong – umwerfend gut verkörpert durch Hollywood-Liebling Ryan Gosling – in erster Linie ein gebrochener Mann. Den Tod seiner kleinen Tochter kann er nie richtig verwinden, die Beziehung zu seinen Söhnen und seiner Frau sind von einer emotionalen Distanz geprägt.
Dass Chazelle, der sich auf die Armstrong-Biografie «First Man: The Life of Neil Armstrong» von James R. Hansen stützte, das Heldenhafte ausblendete und sogar auf die legendäre Szene der Platzierung der US-Flagge auf dem Mond verzichtete, brachte ihm den Vorwurf des Antiamerikanismus’ ein. Letzteren sah ein Filmkritiker des Filmdienstes zwar nicht direkt, wohl aber eine Herangehensweise, die sich sehr wohl als Kritik an den USA lesen liesse. Er schrieb 2020 über Chazelles Darstellung der «Apollo»-Mission: «Kein Wunder und kein Heldenstreich, sondern das Ergebnis von Intelligenz, Analyse, Überlegung und Reflexion – dass dies exakt die Eigenschaften sind, die bei der aktuellen US-Regierung überhaupt nicht hochangesehen sind, macht ‘Aufbruch zum Mond’ neben allem anderen auch zu einem subtilen politischen Kommentar.»
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