NETZ NATUR Fluss des Lebens

Mi, 01.01.  |  6:10-7:00  |  SFinfo
Info / Dok, Schweiz/Frankreich 2012
Wasser bedeutet Leben: Es pulsierte einst in grosser Vielfalt entlang von Flüssen. Natürliche Flusslandschaften sind jedoch heute weitgehend verschwunden – nur in ein paar wenigen Schutzgebieten hat die zauberhafte Welt von Tieren und Pflanzen bis heute überlebt. Produktion SRF 2012.

Morgens um vier, wenn ein geheimnisvoller Nebel über der Landschaft liegt, wenn Schwärme von Silberreihern von ihren Schlafbäumen zu den Futterplätzen fliegen und man nichts hört ausser unzähligen Singvögeln, tritt der seltene Zauber einer solchen Landschaft zutage. Auen, die Feuchtgebiete entlang von Flüssen, sind so voller Leben wie kaum eine andere Landschaft. Der Fluss gestaltet sie immer wieder neu, die Fluten schwemmen Bäume weg und schütten Kiesbänke auf. Hier brüten seltene Vögel.

Doch es sind nicht nur die rohen Kräfte des Wassers, die eine vielfältige Auenlandschaft ausmachen. Die feineren Arbeiten übernimmt ein tierischer Landschaftsgärtner: der Biber. Er staut Bäche mit seinen Knüppeldämmen und lässt Teiche entstehen. Er fällt Bäume und sorgt so für offene Flächen. Von diesen Teichen und Wiesen profitiert dann wieder eine Vielzahl anderer Tiere und Pflanzen – der Fluss des Lebens nimmt seinen Lauf.

In Kanada findet man in endloser Weite noch solche ursprünglichen Landschaften. Auch in Europa war dies seit Jahrtausenden so und würde wohl auch weiter funktionieren, wenn nicht der Mensch als Gestalter mit noch mehr Macht den Biber verdrängt und die Landschaften in seinem Sinn verändert hätte. So sind die natürlichen Auenlandschaften Europas heute weitgehend zerstört und haben Feldern, Dörfern und Städten Platz gemacht. Um die Siedlungen zu schützen, hat man die Flüsse auf engem Raum zwischen Dämme gezwängt und sie zur Energiegewinnung gestaut: So ist ihnen heute jede Dynamik genommen. Besonders in der kleinräumigen Schweiz war man bis nach dem Zweiten Weltkrieg beim Trockenlegen von Feuchtgebieten und beim Begradigen von Flüssen äusserst effizient.

In einem kleinen Gebiet am Rhein, im Elsass unweit der Schweizer Grenze, hat jedoch ein kleiner Rest der ursprünglichen Rhein-Auen bis in die 1950er-Jahre überlebt. Rund um die älteste Fischzucht Europas, umgeben vom internationalen Flughafen, von der Autobahn und Industriezonen liegt die Petite Camargue Alsacienne. Auch sie wäre heute wohl längst verschwunden, wäre da nicht eine Handvoll Menschen gewesen, die den unschätzbaren Wert dieser Landschaft erkannt und sich mit aller Kraft gegen ihre Zerstörung gewehrt hätte. Dank dieses Kampfes in den Sechzigern ist die Petite Camargue Alsacienne heute ein geschütztes Paradies für seltene Tiere und Pflanzen. Das Schutzgebiet wurde ständig erweitert und zieht zahlreiche Naturliebhaberinnen und -liebhaber an, darunter auch den Biologen Felix Labhardt, der seit vielen Jahren in der Gegend filmt und die einmaligen Aufnahmen gelungen sind. Starenschwärme, die sich abends über dem Schilf versammeln, Watvögel, die nach Fischen jagen und im Schlamm nach Würmern stochern, das Ballett der Libellen bei der Eiablage und Wildschweine, die mit Leichtigkeit durch das Wasser schwimmen. Auch seltene Vögel wie die Nachtigall, den Kiebitz und den Eisvogel konnte er in Bildern festhalten.

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