Victoria & Abdul

So, 08.12.  |  2:35-4:15  |  SF1
Zweikanalton Dolby Digital  Drama, USA/Grossbritannien 2017
Oscar-Preisträgerin und Geburtstagskind Judi Dench (90 Jahre am 9. Dezember 2024) verstrickt sich als Queen Victoria in eine ungewöhnliche Freundschaft mit einem indischen Diener. Stephen Frears inszeniert die Geschichte, die sich historische Freiheiten herausnimmt, mit einem glänzenden Duo.

Im Jahr 1887 steht Indien seit 29 Jahren unter britischer Kolonialherrschaft. Der Inder Abdul Karim (Ali Fazal) wird wegen seiner überdurchschnittlichen Körpergrösse ausgewählt, in England an einer königlichen Zeremonie teilzunehmen. Der britische Königshof ist geprägt von absurd komplizierten Ritualen – alles, um der mächtigen Königin Victoria (Judi Dench) zu gefallen. Den Bediensteten ist es besonders untersagt, die Königin direkt anzublicken. Sie selbst schert sich mit ihrem Verhalten einen Deut um den eigenen Anstand oder ihre Würde, frisst mit den Händen und schläft sogar vor der gesamten Delegation am Tisch ein. Als Abdul Victoria trotz des Verbotes direkt in die Augen schaut, beginnt zwischen den beiden eine aussergewöhnliche Freundschaft zu keimen.

Abdul bleibt dem königlichen Hof vorerst erhalten und serviert am nächsten Tag den royalen Pudding. Als er zum Entsetzen der Gäste die Füsse Victorias küsst, ernennt die Königin ihn spontan zum persönlichen Diener. Die beiden kommen sich dank der Authentizität Abduls schnell näher. Je mehr sich Abdul zum persönlichen Favoriten der Königin mausert, desto mehr zieht er die Missgunst des restlichen Hofstaates auf sich.

«Victoria & Abdul» gönnt sich mit der historischen Geschichte eine ganze Reihe von Freiheiten. Das kreiert zwar eine bessere Filmhandlung, wurde aber von Filmkritikerinnen und -kritikern nicht nur wohlwollen aufgenommen. Dem Film wird vorgeworfen, die gewaltsame und aus heutiger Sicht oftmals verbrecherische Kolonialgeschichte Grossbritanniens zu verharmlosen und die Beziehung zwischen Abdul und Königin Victoria zu romantisieren. In einem sind sich aber sogar die härtesten Kritiker des Filmes einig: Judi Dench und Ali Fazal glänzen derart in ihren Rollen, dass man den Film gesehen haben muss – auch wenn die historische Geschichte etwas verklärt dargestellt wird.

Von der Deutschen Film- und Medienbewertung wurde «Victoria & Abdul» mit dem Prädikat Besonders wertvoll versehen. In der Begründung heisst es: «[Der Film] ist eine subtile Geschichte über Menschen unterschiedlicher Herkünfte, kultureller Prägung und gesellschaftlicher Stände. Der anfängliche Wohlfühlaspekt der Inszenierung weicht nach der zentralen Wendung dem humanistischen Drama, das Borniertheit, Chauvinismus, Klassendünkel und Rassismus am Hof entlarvt. Abdul dient, wie die Königin dienen muss. Der Fremde verdeutlicht ihr diese Bedeutung des Dienens.»

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