Punkt eins Besser wohnen in Wien, Rom und dazwischen.
Mo, 23.06. | 13:00-13:55 | Ö1
„Die Frage nach leistbarem Wohnen ist in einer Zeit multipler globaler Krisen längst eine der dringlichsten europäischen als auch internationalen Fragen geworden. Das wollen wir im österreichischen Pavillon auf der Biennale 2025 in Venedig zeigen“, so das Kuratorentrio des Österreich-Pavillons, Michael Obrist, Sabine Pollak und Lorenzo Romito. Zusammengefasst geht es bei ihrem Konzept namens „Agency for better living“ um die Verschmelzung der besten (Wohn-)Ideen zweier Metropolen: Wien und Rom. Hier die „fürsorgliche“ Stadt Wien mit ihrem geschichtsträchtigen Erfolgsmodell des sozialen Wohnbaus (fast 80 % der Wiener Bevölkerung lebt zur Miete in 220.000 Gemeindebauten); in Rom hingegen schreiten Bedürftige und Aktivisten zur Selbsthilfe: In einer Reihe von „bottom-up“-Initiativen, die den eklatanten Wohnraum-Mangel zu lindern versuchen, besetzen sie leerstehende, häufig desolate Gebäude einfach (7 – 10.000 Menschen leben in Rom in besetzten Häusern) und machen sich an deren Sanierung. Im besten Fall wird so aus illegal okkupierten Fabrikarealen oder Bürobauten nachträglich legalisierter Wohnraum – mit Vorbildwirkung für weitere aus der Not geborene Initiativen. Vieles, was in Wien in den letzten 100 Jahren entstanden ist, sei weltweit einzigartig, sagt Ko-Kuratorin Sabine Pollak in der Tageszeitung „Standard“: „Die ganze Welt schaut da hin. Doch nicht alles entwickelt sich zum Guten. Grundstücke werden rarer und teurer, die technischen Anforderungen steigen, architektonische Qualitäten werden gekürzt, es wird schwieriger, Gemeinschaft herzustellen."Was können beide Städte voneinander lernen, wenn es darum geht, den immer knapperen und teureren Wohn- und Lebensraum in den wachsenden Städten so zu gestalten, dass möglichst viele Menschen ihn sich noch leisten können?, fragt die "Agency for better living“. Während der Österreich-Pavillon auf die urbanen Zentren schaut, nimmt „Suburbia – Leben im amerikanischen Traum“ im Architekturzentrum Wien (AzW) die Vorstädte und Speckgürtel in den Blick. Inwieweit und mit welchen baulichen Mitteln wurde der American dream mit seinem hemmungslosen Ressourcenverbrauch im kleinen Österreich nach 1945 weiter geträumt? Und mit welchen Folgen? „Laut einer aktuellen Studie der BOKU hat sich der Anteil der hoch zersiedelten Fläche in Österreich zwischen 1975-2020 verfünffacht – insbesondere durch freistehende Einfamilienhäuser, großflächige Gewerbegebiete und Einkaufszentren“, schreibt das Kuratoren-Team von „Suburbia“: „In Folge zerstören Verkehrsflächen die Landschaft, die rasant fortschreitende Versiegelung Ortskerne veröden, und die Menschen einer alternden Gesellschaft schlittern in die Isolation.“ Katharina Ritter – eine der Kuratorinnen – wartet dabei mit interessanten Zahlen auf: In 47,8 % der bestehenden Einfamilienhäuser wohnen maximal zwei Personen. In 10 % ist niemand gemeldet. Die durchschnittliche Kreditlaufzeit für Wohneigentum beträgt 15-20 Jahre, während die durchschnittliche „Haltbarkeit“ einer Ehe in Österreich 10,4 Jahre beträgt. Trotz dieser ernüchternden Bestandsaufnahme ist der Traum vom Eigenheim freilich nicht ausgeträumt. Aber vielleicht, hofft Ritter, kann er um eine Facette bereichert werden: durch den Umbau alter, zu großer oder nicht mehr zeitgemäß gestalteter Häuser in moderne und lebenswerte? Die Idee: Umbauwillige EigentümerInnen und ArchitektInnen treffen sich am 23. Juni (zwischen 17 h 30 und 19 h 30) beim Speed-Dating, um unkompliziert Erwartungen und Möglichkeiten austauschen. Alexander Musik diskutiert mit Katharina Ritter, Kuratorin im Architekturzentrum Wien (AzW). Wie immer sind Sie eingeladen mitzudiskutieren: Schildern Sie uns ihre Wohnerfahrungen im Gemeindebau! Was macht den Charme aus, wo hakt es? Haben Sie Ihren Traum vom Einfamilienhaus in die Tat umgesetzt? Und würden es wieder tun? Rufen Sie in der Sendung an unter 0800 22 69 79 oder schreiben Sie ein E-Mail an punkteins(at)orf.at.
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