Spielräume Die (Neu-)Erfindung des Jodelns auf der Theaterbühne

Fr, 29.11.  |  17:30-17:55  |  Ö1
Musik aus allen Richtungen mit Johann Kneihs. Schikaneder und Nestroy, die Schrammeln und die Dudlerinnen von Wien: Agnes Palmisanos Album „Dudel Diva“

Die Sängerin Agnes Palmisano lässt aufhorchen: Nicht nur mit ihrer charakteristischen Art des Dudelns, sondern auch mit dem Ausgangspunkt ihres aktuellen Albums „Dudel Diva – Koloraturjodler und Dudler aus drei Jahrhunderten“. Das Jodeln, so erfährt man, wurde im Theater erfunden – jedenfalls als Kunstform, die sich seit Ende des 18. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreute. 1796 ist erstmals der Begriff „Jodeln“ belegt – in einem Bühnenlied von Emanuel Schikaneder im Theater an der Wien.Das Dudeln, die Wiener Variante des Jodelns – also des Singens mit schnellem Wechsel zwischen Kopf- und Bruststimme, oft über große Intervalle – hat demnach eine wichtige Wurzel im Wiener Theaterleben. Aber auch die Kunst des Jodelns im Alpenraum, beispielsweise in Tirol, hat durch die Begeisterung und Nachfrage in der Kaiserstadt Impulse erhalten. Dort wurde das Jodeln auf der Bühne im 19. Jahrhundert von den Theatermachern Carl Carl und Johann Nestroy fortgesetzt – und vor allem von Sängerinnen, die zum Teil in Vergessenheit geraten sind: Maria Malibran, Marie Weiler, Marie Geistinger. Gegen Ende des Jahrhunderts, zur Zeit der Schrammeln, waren es die „Fiaker-Milli“ Emilie Turecek und das „Lercherl von Hernals“ Luise Montag; im 20. Jahrhundert Maly Nagl, Mizzi Starecek, Adi Rothmayer und die 2009 verstorbene Trude Mally – die letzte große „Dudel Diva“, mit der Agnes Palmisano noch gearbeitet und von der sie gelernt hat.Seit über zwanzig Jahren erforscht die Sängerin und Heurigenwirtin – die am 27. November ihren fünfzigsten Geburtstag feiert – die Geschichte des Dudelns. Der rote Faden ihrer neuen CD reicht von Johann Nepomuk Hummel (1778-1837) über den Schrammel-Nachfahren Rudolf Strohmayer bis zu neuen Kompositionen im traditionellen Stil – und wirft eine Frage auf, die zumindest in diesem Fall kaum beantwortbar scheint: Was ist Kunst- und was ist Volksmusik, und wo, wenn überhaupt, verläuft die Grenze dazwischen?

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