Gedanken für den Tag Heaven is a place on earth

Sa, 11.05.  |  6:57-7:00  |  Ö1
von Dominik Barta, Schriftsteller

Nicht nur Malerei, Religion, Philosophie und Dichtung beziehen vom Himmel Inspiration. Auch die Popmusik ist ihm inständig zugewandt. Ich denke an Domenico Modugnos „Nel blu, dipinto di blu“, aus dem Jahr 1958, in welches „hinein-zu-fliegen“ und „hinein-zu-singen“ Modugno sich herbeiträumt. Oder an „Azurro“, Adriano Celentanos sehnsüchtige Anrufung eines sommerlichen Nachmittags, zehn Jahre später, im Jahre 1968. Ich denke an Joe Cockers und Jennifer Warnes Duett aus dem Jahre 1982, „Love lift us up where we belong“, in dem sie davon singen, dass die Liebe sie in luftige Höhen, bis zu den Adlerhorsten, hochziehen möge. Und ich denke an den Kanadier Daniel Caesar, der das kriselnde Liebeslied „Please do not lean on me, i’m unstable“ aus dem Jahr 2022 mit den wunderbaren Versen ausklingen lässt: „If I am the sky, you’re the sea, staring back at me.“ Doch die mit Abstand schönste Botschaft liefert, nach meinem Dafürhalten, 1987 Belinda Carlisle. Mit der Emphase jener Jahre hält die US-amerikanische Sängerin fest, dass wir Menschen eben erst beginnen würden, das Wunder des Lebens zu verstehen. Sie gibt unumwunden zu: „Baby, I was afraid befor; but I’m not afraid anymore.“ Der Refrain legt offen, woher sie diese Furchtlosigkeit bezieht: „They say in heaven love comes first.“, zitiert Belinda Carlisle weitverbreitetes Gerede, das wir alle vom Hören-Sagen kennen. Doch diesen himmelwärts gerichteten Vertröstungen schenkt sie keinen Glauben mehr. Liebe ist nicht erst nach Preisgabe des Lebens möglich, sie wartet nicht auf Himmelfahrten, sie ist kein Privileg des Jenseits. Fürchte Dich nicht!, lautet auch bei Belinda Carlisle die frohe Botschaft. Es liege an uns, nur endlich zu erkennen: „Heaven is a place on Earth!“

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