Ein Bayer in Tirol – aber auf den Ruf von Erfolgsproduzenten Karl Spiehs hört sogar einer wie Joseph Vilsmaier. Und bringt auch gleich seine Tochter mit an den Set. In bester Erinnerung: sein alpiner Dreh von "Schlafes Bruder", wo er einiges gelernt hat, wie Vilsmaier im TVbutler-Interview verrät.
Wie leicht oder wie schwer war es, Anzengrubers Meineidbauern ins 21. Jahrhundert zu holen?
Joseph Vilsmaier: "Ja, ganz leicht. An der Geschichte kann man nicht viel verändern. Was ich so toll finde, das kann man auch in hundert Jahren noch genau so spielen. Die Menschen werden sich nicht ändern. Das war also nicht schwierig. Der Karl Spiehs hat mich angerufen, es war sein persönlicher Wunsch, und hat gesagt, 'Sepp, das musst du machen.' Also hab ich's halt gemacht. Ich konnte ihm ja nichts abschlagen."
Alle sind für den Sepp Feuer und Flamme, was ist sein Geheimnis?
"Das Geheimnis ist, dass ich versuche mit allen Menschen umgänglich zu sein. Dass ich die Schauspieler sehr schätze. Auch deren Vorschläge, denn ich bin nicht der Allwissende. Und die sind oft besser als meine, und warum soll ich das dann nicht nutzen? Und ein weiteres ist sicher auch schnell zu improvisieren."
Wie war der Drehort in Virgen, Osttirol?
"Tirol ist ja ein wahnsinnig schönes Land. Und die Leut' haben alle gerne mitgetan. Das ist ja auch nicht selbstverständlich. Für die Einheimischen bist du halt doch fremd. Man muss sie erobern, und wenn man sie erobert hat, dann funktioniert das. Und wenn die merken, du bist auch nicht anders, dann sind sie alle hinter dir, vom Bürgermeister angefangen."
Hilft dabei auch ab und zu ein Schnapserl?
"Seit sechs, sieben Jahre trinke ich keinen Schnaps mehr, weil ich damals im Montafon so viel runterkippen musste, wie ich den Bauern die Häuser für 'Schlafes Bruder' abkaufen musste. Die alten Hütten, die Schupfen. Da kommst hin, red'st mit einem Bauern. Da gibt's keinen Vertrag, der kommt mit einer Servietten, dann trinkst an Schnaps. Das musst tun, sonst kriegst sei Hütten nicht. Ich habe dann einen Fahrer mit dabei gehabt, weil um Mittag hatte ich schon fünfe drinn g'habt (lacht).
Da hab ich mir gedacht, des geht nicht so weiter, aber die haben mich glatt gezwungen, sonst hätte ich die Stadl ja nie gekriegt. Das war ja nicht leicht, da musst du versuchen, dass du in dem sein Herz ein bisserl reinkommst."
Wie war beim Meineidbauern die Arbeit mit der jüngstenTochter Josefine?
(Lacht) "Die ist jetzt 18 Jahre. Der Karli (Spiehs) hat gesagt, 'tu dei Tochter rein.' Er hat sie nämlich gesehen im 'Fliegenden Klassenzimmer'. Da habe ich gesagt, 'Karli, des ist mei Mittllere, ich hab ja drei.' Als alle mit der Josefine einverstanden waren, habe ich sie mir zur Brust genommen und gesagt, 'du ich sag dir gleich, erster Drehtag und du funktionierst nicht, ich tausch dich aus.'"
Der väterliche Druck?
"Ja. Ich hab ihr gesagt, 'ich kann mich um dich nicht kümmern. Merk dir das. Du kommst dran wie all die andern.' Sie soll's auch nicht schwerer haben. Erster Drehtag, da gibt es eine Szene, wo viel Text war. Und sie war textsicher, total textsicher. Da kommt die Suzanne (von Borsody), gibt ihr die Hand und sagt: 'Willkommen im Klub.'"