Heimatabend Köln Ein Film von Ulrike Brincker

Fr, 17.05.  |  21:00-21:45  |  WDR
Untertitel/VT Hörfilm/AD Stereo 
Von "einem der größten Trümmerhaufen der Welt" sprachen amerikanische Berichterstatter nach Kriegsende. Neunzig Prozent aller Gebäude in der Innenstadt waren zerstört. Doch über den Trümmern ragten zwei Türme trotzig in den Himmel: Der Kölner Dom hatte siebzig Bombenangriffe mehr oder weniger "überlebt". Viele Kölner glauben bis heute, dass man "ihren" Dom absichtlich geschont habe - ein Mythos. Der Dom, Kölns Wahrzeichen, bestimmt nicht nur die Silhouette der Stadt, sondern spiegelt einen Grundzug der Kölner Mentalität.

Gut 632 Jahre dauerten die Bauarbeiten am Kölner Dom. 632 lange Jahre war er nicht fertig geworden. Der längste Baustopp dauerte sogar 300 Jahre. Weil man sich nicht einig war, weil das Geld fehlte. Und weil man in Köln immer schon gut mit dem Provisorium lebte. Bis heute.

Frei nach dem Motto "Schön kann jeder" kultiviert man in Köln die ewige Baustelle. "Es gab eine Symphonie der kleinen Betonmischer", erinnert sich Rolly Brings an die 50er und 60er Jahre. Bis Mitte der 60er Jahre war der Glaube an eine neue schönere und vor allem moderne Stadt noch ungebrochen, obwohl dem "alten" Köln kräftig hinterhergetrauert wurde. Dieses alte Köln war zwar "schmutziger und muffiger" gewesen, aber dafür "heimeliger".

Unter dem "alten" Köln versteht der Kölner das Köln der 20er und 30er Jahre. Das gemütliche Vorkriegsköln, das sich für viele in den winkeligen Häusern der Altstadt, den Marktplätzen und den prächtigen Ringen festmachte. Wie die Stadt in diesen Jahren aussah, dokumentieren die Filme von Herrmann Kahlo und seinem Kameramann Willy Krakau, die ab den 20er Jahren in der Stadt unterwegs waren. Ihre Aufnahmen zeigen das, was den Kölnern wichtig war: den Dom und die St. Petersglocke, den "Dicker Pitter", der 1924 mit einem großen Festakt Einzug in den Turm hielt, Sportveranstaltungen und natürlich den Karneval. Der 11.11.1929 wurde im Funkhaus in der Dagobertstraße groß gefeiert. Das Orchester trug schwarzen Anzug und Narrenkappe, die Gäste schunkelten sich warm und hinter dem Mikrofon stand der legendäre Willy Ostermann.

"Heimatabend Köln" nimmt den Zuschauer mit auf eine Zeitreise von den 20er Jahren bis in die späten 70er Jahre. Eins wird schnell klar: "Fertig" wird diese Stadt nie. Und nicht immer gingen die architektonischen Konzepte auf. Eines der größten Ärgernisse der Stadt - da sind sich die Kölner einig - ist die Nord-Süd-Fahrt. Gewachsene Viertel wurden einst auseinandergerissen - und der angestrebten "autogerechten" Stadt geopfert.

Köln ist eine Stadt, die sich immer wieder verändert, in der Altes immer schon im Widerspruch mit Neuem standen. Die Gegensätze prägen das kölsche Denken: Der Kölner ist am liebsten in seinem Veedel zuhause. Er liebt die Kneipe um die Ecke im Besonderen und das Provinzielle im Allgemeinen. Und doch hält er sich für den Nabel der Welt.

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