Einstein Sex, Drogen und Spiel – Überlebenswichtiges Vergnügen im Tierreich

Mo, 17.02.  |  15:55-16:30  |  SFinfo
Kultur, Schweiz 2025
Warum nutzen Affen Sexspielzeug, spielen Hummeln Fussball und nehmen Elefanten Drogen? Die Forschung sagt: Weil sie sich vergnügen wollen. Was lange als menschliche Eigenheit galt, zeigt sich bei immer mehr Tieren. Ihr Vergnügen ist zentral für soziale Strukturen und ein Motor für die Evolution.

Wenn die beiden Elefantendamen Farha und Panang im Zoo Zürich zum Frühstück schreiten, ist das Vergnügen nicht weit. Zumindest für eine der beiden. Das Zmorge gäbe es zwar auch an Land, aber Farha verbindet es mit einem Wellness-Bad – während Panang nicht daran denkt, ins Wasser zu steigen. Dass Farha aus eigenem Antrieb schwimmen geht, ist für Zoodirektor Severin Dressen eine Bestätigung, dass auch Tiere das Vergnügen suchen. Umhertollende Nashörner oder ein Brillenbär, der mit allem spielt, was er in die Tatzen kriegt, sind weitere Beispiele aus dem Zoo, die zeigen: Auch Tiere empfinden Spass.

Vergnügen beim Spielen
Lange galt die Meinung: Tiere tun nichts aus reinem Vergnügen, ihr Tun hat immer einen praktischen Sinn. Sei es für die Fortpflanzung, als Training für die Jagd oder die Selbstverteidigung. Doch Untersuchungen zeigen, dass beim Spielen auch bei Tieren die Lustzentren im Gehirn aktiviert werden. Oder dass sie dabei Botenstoffe des Vergnügens ausschütten. Das Vergnügen scheint nicht nur eine angenehme Begleiterscheinung zu sein, sondern die Motivation.

Vergnügen für weniger Stress und schnellere Entscheidungen
Dass vergnügliches Spielen allerdings auch weitreichende Konsequenzen für die Entwicklung hat, zeigt eine Studie mit Ratten. Bei Tieren, die im Experiment nie spielen konnten, entwickelt sich das Hirn anders als bei solchen, die mit Artgenossen spielen durften. Wer viel spielte, hatte im präfrontalen Kortex Hirnzellen mit weniger komplexen Strukturen. Das hilft, in gefährlichen Situationen rascher zu entscheiden. Zudem waren die Tiere sozialer. Andere Untersuchungen zeigen, dass spielen den Stress reduziert.

Vergnügen beim Zusammensein
Japanische Makaken spielen wie Kinder das Kuckuckspiel: Mit einer leeren Kokosnusshälfte Augen verdecken und loslaufen. Forscherinnen haben beobachtet, dass sie damit bei ihren Artgenossen Aufmerksamkeit erregen. Daraus entsteht soziale Interaktion, was wichtig ist für eine Gruppe. Die Motivation ist das Vergnügen, das Resultat ist ein verstärkter Zusammenhalt in der Gruppe.

Sex, Drugs and Rock 'n' Roll
Und was ist mit der tierischen Sexualität? Auch da zeigt sich immer klarer: Was einst als reine Fortpflanzung betrachtet wurde, ist oft eher eine lustvolle Beschäftigung. Hochentwickelte Tiere erleben einen Orgasmus ähnlich dem von uns Menschen. Forscher sagen: Wenn es rein um die Fortpflanzung ginge, hätte die Natur nie ein derart komplexes und aufwändiges Verhalten hervorgebracht. Und um das Klischee noch zu komplettieren: Auch Drogen nehmen Tiere bewusst zu sich. Sei es in Form vergorener Früchte oder halluzinogener Pilze und Pflanzen.

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