Unsere Geschichte - Der Kreuzzug der Kinder Märchen oder historische Wahrheit?
Sa, 23.11. | 6:00-6:45 | Phoenix
In Köln zieht im Jahr 1212 ein Knabe namens Nikolaus Tausende von Kindern und Jugendlichen mit fanatischen Reden in seinen Bann: Sie seien auserwählt, Jerusalem zu befreien. Das Mittelmeer werde sich vor ihnen teilen und trockenen Fußes würden sie das Heilige Land erreichen. Zur gleichen Zeit gelingt dem jungen Schäfer Stefan im französischen Cloyes mit gleichlautenden Versprechungen Scharen unbewaffneter Kindersoldaten an dem Ufer der Loire gen Süden in Bewegung zu setzen. Später hat man dieses deutsch-französische Ereignis "Kinderkreuzzüge" genannt, ein Himmelfahrtskommando, das Zehntausende von Opfern forderte.
Die Dokumentation rekonstruiert auf der Basis geschichtswissenschaftlicher Forschung die Hintergründe dieses Phänomens, für das die religiöse Bewegung der "Freiwilligen Armen" ebenso bedeutend war wie Not und Elend kindlicher Existenz im 13. Jahrhundert. Mit ungewöhnlich hohem filmtechnischen Aufwand, darunter Computeranimationen wie sie auch in filmischen Großproduktionen wie "Der Herr der Ringe" und "Harry Potter" verwendet wurden, begibt sich der Film szenisch in den grausamen Alltag der Kinder, die barfuß und nur leicht bekleidet in den schneebeckten Alpen erfroren, verhungerten oder Fieber und Seuchen erlagen. Ihr Weg führte sie an die italienische bzw. französische Mittelmeerküste. Zwielichtige Kaufleute lockten sie auf Schiffe, von denen viele untergingen und dabei Hunderte in den Tod rissen. Andere Schiffe gelangten nach Nordafrika, wo die jugendlichen Mitreisenden an Bordelle oder als Sklaven verkauft wurden.
Mehr als 600 Einzeldarsteller waren an dem Film beteiligt, ein kompletter mittelalterlicher Straßenzug wurde eigens für die Produktion nachgebaut. In einer Mischung aus Dokumentation und Spielszenen lässt der Film das tödliche Schicksal der Kinder noch einmal aufleben. Renommierte Historiker gehen der Fragen nach, warum sich die Kinder zu dieser Mission so bereitwillig verführen ließen. Die Verbindung von übersteigerter Religiösität, kindlicher Verführbarkeit und sozialem Druck führte, so die zentrale These, in diese Tragödie.
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