30 Jahre ORF TELETEXT und 30 Jahre Untertitelung im ORF
Das ORF TELETEXT-Gehörlosenservice feiert runden Geburtstag
Am 21. Jänner 1980 fiel der Startschuss des TELETEXT-Versuchsprogramms im ORF. „Der ORF war damit die erste öffentlich-rechtliche TV-Station auf dem Kontinent - nach der BBC in England -, die den TELETEXT einführte", erinnert sich Peter Nidetzky, langjähriger TELETEXT-Chef im ORF. Unter Gerhard Weis, dem damaligen Chefredakteur in der Generalintendanz, wurde der Auftrag erteilt, auch die Untertitelungsfähigkeit der neuen TELETEXT-Maschine als öffentlich-rechtliche Serviceleistung zu nutzen. Der damalige Auftrag an Hannes Märk lautete: „Schauen Sie sich das an, machen Sie es schneller, besser und billiger ..."
Bereits am 15. Dezember 1980 startete man probeweise die Untertitelung der Lebenshilfesendung „WIR" täglich von Montag bis Freitag. Ebenfalls seit dem 15. Dezember 1980 steht den Gehörlosen ein eigenes ORF TELETEXT-Magazin zur Verfügung. Der Titel der Bildschirmzeitung, „Lesen statt hören", blieb bis heute unverändert. Ein Meilenstein im Untertitelungsservice war am 21. Jänner 1985 die erste Live-Sendung, die Hauptnachrichtensendung „Zeit im Bild", mit Untertiteln.Anlässlich des runden Geburtstages des ORF TELETEXT-Gehörlosenservices fand in der ORF-Enterprise gestern, Donnerstag, den 9. Dezember 2010, eine kleine Feierstunde mit vielen aktiven und ehemaligen Wegbegleitern statt: darunter Sissy Mayerhoffer, Leiterin des ORF-Humanitarian-Broadcasting, zuständig auch für Untertitelung und Audiodeskription, ORF-Enterprise-Geschäftsführer Franz Prenner, Mag. Gabriele Kletter, Geschäftsführerin des ORF-E-TELETEXT-Gehörlosenservices, Hannes Märk, ehemaliger Leiter der Untertitelungsredaktion, Peter Nidetzky, Ex-Chef des ORF TELETEXT, Lukas Huber, Vorstand des Österreichischen Gehörlosenbundes (ÖGLB), Trude Dimmel, erste Schriftführerin und spätere Präsidentin des Gehörlosenbundes, Obmann Florian Gravogl vom Wiener Taubstummen-Fürsorgeverband Witaf, Johann E. Marckhgott, Direktor des Instituts für Hör- und Sehbildung in Linz, sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Untertitelungsteams.
Von fünf Wochenstunden auf derzeit 45 Prozent Untertitelungsquote
Was 1980 mit fünf Stunden in der Woche begann, gehört heute zum Selbstverständnis des ORF: derzeit werden rund 45 Prozent des Gesamtprogramms im Untertitelungsservice angeboten. Darunter viele Standardsendungen wie die „Zeit im Bild", „Heute in Österreich", „Konkret: Das Servicemagazin", die Jahreszeitensendung - derzeit „Winterzeit" -, „Orientierung", „kreuz und quer", „Frisch gekocht mit Andi und Alex", „Die Millionenshow" mit Armin Assinger, „Die Barbara Karlich Show", „Soko Donau", „Soko Kitzbühel", sämtliche österreichische Fernsehfilme und internationale Blockbuster, Sport-Highlights wie die Fußball-WM und die alpine Ski-WM, Event-Fernsehen wie der TV-Vierteiler „Säulen der Erde", aber auch anlassbezogene Sondersendungen zu Wahlberichterstattungen, Hochzeiten der Königshäuser, Gottesdienste, Aktionstage und vieles mehr. 2011 soll die Quote auf 55 Prozent gesteigert und in den Folgejahren sukzessive ausgebaut werden.
Schrittweiser Ausbau der Barrierefreiheit
Sissy Mayerhoffer, Leiterin des ORF-Humanitarian-Broadcasting: „Der Ausbau der Barrierefreiheit in den ORF-Programmen ist uns ein wichtiges Anliegen - was als Probebetrieb 1980 begann, feiert heuer 30. Geburtstag. Allein in diesem Jahr konnten wir die Untertitelungsquote um rund zehn Prozent anheben. Im noch relativ jungen Bereich der Audiodeskription haben wir den Anteil der ORF-Sendungen mit Blindenkommentar sogar um 130 Prozent steigern können. Der barrierefreie Zugang zu den Medien ist ein wichtiger Schritt für die Erlangung der Chancengleichheit und Gleichberechtigung für Menschen mit Behinderungen. Hier ist in den vergangenen drei Jahrzehnten viel passiert. Ich freue mich, dass es uns - gemeinsam mit der engagierten Untertitelungsredaktion - gelungen ist, diesen Fortschritt auch im ORF mit deutlichen Akzenten sichtbar zu machen."
Neue Wege der Untertitelung mit Spracherkennung
Mag. Gabriele Kletter, Geschäftsführerin des TELETEXT-Gehörlosenservices innerhalb der ORF-Enterprise, zu der die Untertitelung seit 2004 gehört: „Die Herausforderungen an die Untertitler sind in den vergangenen Jahren nicht nur quantitativ enorm gestiegen, sondern wir arbeiten auch permanent an der qualitativen Verbesserung. Die Weiterentwicklung der Technik ermöglicht Fortschritte, und so beschreiten wir etwa mit der Spracherkennung seit November 2009 ganz neue Wege auf dem Gebiet der Live-Untertitelung."
Die moderne Spracherkennung bei der Untertitelung kommt zum Beispiel bei sämtlichen Übertragungen von Debatten aus dem österreichischen Parlament zum Einsatz sowie bei allen wichtigen Sportübertragungen wie etwa Champions League, Ski-WM und Formel 1.
Witaf-Obmann Gravogl: „Es sind Meilensteine passiert"
Witaf-Obmann Florian Gravogl freute sich anlässlich des 30. Geburtstages mit der ORF TELETEXT- und Untertitelungsredaktion über den in drei Jahrzehnten gemachten Quantensprung. Gravogl, der 1980 zur Welt kam und seit Geburt hörbehindert ist, unterstrich anlässlich der Feierstunde: „Ich bin genauso alt wie der ORF TELETEXT - und für mich war es bereits eine Selbstverständlichkeit, dass es den TELETEXT und untertitelte Sendungen im ORF gibt. Aber ich weiß von meinen Eltern, ebenfalls gehörlos, dass es früher nur einige, wenige Sendungen gab. Es sind wirklich Meilensteine passiert in den letzten 30 Jahren, und ich möchte mich im Namen der gehörlosen und hörbehinderten Menschen Österreichs beim ORF auch ganz herzlich für dieses Engagement bedanken - und wir hoffen, dass es so weiter geht, denn unser Wunsch sind natürlich 100 Prozent." Gravogl unterstrich außerdem die Bedeutung des ORF TELETEXT als wichtiges Informationsmedium für die Gruppe der hörbehinderten Konsumentinnen und Konsumenten: „TELETEXT bedeutet nicht nur Untertitelungsservice, sondern ist für Menschen mit Hörbehinderung auch ganz, ganz wichtig, um Informationen aus dem In- und Ausland zu holen. Hörende hören viel Radio, die junge Generation Gehörloser informiert sich über den TELETEXT."
Mehr Bewusstsein für die Rechte von Menschen für Behinderungen
Hannes Märk, 29 Jahre lang Leiter der Untertitelung im ORF und seit einem Jahr im Ruhestand, erinnert sich: „Wenn man die Zeit vergleicht - die junge Generation der Gehörlosen von heute und jene vor 30 Jahren -, so haben sich die Voraussetzungen gewaltig verändert. Heute haben wir es mit einer selbstbewussten Gehörlosengemeinschaft zu tun, die Wert legt auf Zweisprachigkeit - Gebärdensprache und Schrift- bzw. Lautsprache -, die ihre gesetzlich verankerten Rechte nicht nur gut kennt, sondern auch einfordert. Das ist auch gut so, denn wir lernen weiter voneinander - Barrierefreiheit kann nur erreicht werden, wenn man das Postulat 'Nichts über uns ohne uns' auch ernst nimmt."
ORF-Weihnachtsprogramm mit Untertiteln
Auch im ORF-Weihnachtsprogramm setzt der ORF heuer seinen Weg des forcierten Untertitelungsangebots fort: Am 24. Dezember werden in ORF 1 von 8.05 bis 20.00 Uhr durchgehend sämtliche Filme im Kinder- und Vorabendprogramm - „7 Wunder", „Drei Haselnüsse für Aschenputtel", „High School Musical 2", „Eine wüste Bescherung", „Ein Schweinchen namens Babe", „Kevin - allein zu Haus", „Flutsch und weg", „Wild X-Mas", „Santa Clause 3" - mit Untertiteln auf ORF TELETEXT-Seite 777 angeboten.
Im Hauptabend von ORF 1 werden die Film-Highlights des Heiligen Abends, „Tatsächlich ... Liebe", „Der rosarote Panther" und „Hollywood Cops", ebenfalls untertitelt.
Bei der ganztägigen „Licht ins Dunkel"-Sendung in ORF 2 wird der Mittagsblock von 12.00 bis 14.00 Uhr - in dem prominente Gäste wie Christoph Kardinal Schönborn, Bundespräsident Dr. Heinz Fischer und Spitzen der heimischen Politik erwartet werden - mit Untertiteln ausgestrahlt und erstmals auch die gesamte Live-Strecke in die österreichische Gebärdensprache gedolmetscht. Auch die nachfolgenden Sendungen in ORF 2 wie die „Evangelische Christvesper" um 19.00 Uhr, die „Zeit im Bild" um 19.30 Uhr, „FeierAbend: Auf der Suche nach dem Stern" um 19.45 Uhr, die Christmas-Show „Weihnachten auf Gut Aiderbichl" um 19.55 Uhr und „Licht ins Dunkel" mit Alfons Haider ab 22.00 Uhr werden im Untertitelungsservice für die gehörlosen und hörbehinderten Seher/innen angeboten.
Quelle: presse.orf.at