Start des BBC-„Universum“-Dreiteilers „Zauber der Jahreszeiten“

Start des BBC-„Universum“-Dreiteilers „Zauber der Jahreszeiten“

Teil 1: Spitzbergen – am 6. März um 20.15 Uhr in ORF 2

Eine Landschaft, vier Jahreszeiten – viele Gesichter. Wie Visagisten malen die Jahreszeiten ihre bunten Gemälde in das Antlitz der Natur, von zarten Pastelltönen im Frühling bis zum schnörkellosen Schwarz-Weiß im Winter. Die jedes Jahr wiederkehrenden klimatischen Charakteristika holen immer neue Facetten aus ein und derselben Gegend. An manchen Orten der Welt sind die Unterschiede derart groß, dass die Landschaft kaum wiederzuerkennen ist. Ein Beispiel: Spitzbergen. Die Inselgruppe im Arktischen Ozean ist ein Ort der Extreme. Auf monatelange Dunkelheit über der eisigen Einöde folgt wochenlanger Dauersonnenschein über üppig grüner und dicht bewohnter Tundra. Nur wenige Tierarten leben hier das ganze Jahr über. Eisbären, Polarfüchse oder das endemische Spitzbergen-Rentier zählen zu diesen zähen Spezialisten, die in der Polarnacht ebenso zu Hause sind wie im Polartag, der fast vier Monate dauert.

Die neue BBC-Produktion „Zauber der Jahreszeiten – Spitzbergen“ von Andrew Murray (deutsche Bearbeitung: Doris Hochmayr) erhebt am Dienstag, dem 6. März 2018, um 20.15 Uhr in ORF 2 auf beeindruckende Weise das Gewohnte zum Spektakulären: Der Wechsel vom arktischen Winter zum monatelangen Polartag wird zum sagenhaften Mirakel, festgehalten in Zeitraffern aus der Perspektive eines fliegenden Vogels oder einer Pflanze unter dem Schnee. Weitere „Zauber der Jahreszeiten“-Einblicke bieten der Okawango (13. März) und Neuengland (20. März) jeweils um 20.15 Uhr in ORF 2.

Svalbard – die „kühle Küste“, so nennen die Norweger die Inselgruppe Spitzbergen, die zu ihrem staatlichen Hoheitsgebiet zählt. Die etwa 400 Inseln und Schären liegen mehr als 1.000 Kilometer nördlich des Polarkreises mitten im Arktischen Ozean und tragen ihren Namen nach der flächenmäßig größten Landmasse – Spitzbergen. Von November bis Februar herrscht hier Dauerfinsternis. Nur der Mond und die bunten Polarlichter erhellen die riesige Eiswüste. Auf dem Packeis lauern Eisbären oft tagelang bei einem der zahllosen Löcher im endlosen Weiß. Sie warten auf eine Robbe, die zum Atmen etwa alle 20 Minuten auftauchen muss. Am Festland scharren Spitzbergen-Rentiere das kärgliche Moos von der dicken Schneedecke frei. Diese Art ist deutlich kleiner als alle anderen Ren-Vertreter und hier endemisch. Bis zu 50 Prozent der Population überleben Jahr für Jahr den Winter nicht. Ein weiterer Bewohner ist der Polarfuchs. Kaum erkennbar in seinem schneeweißen Fellkleid huscht er über das Eis, um die Reste verendeter Tiere zu vertilgen.

Endlich im Februar – Dämmerung. Tag für Tag bleibt die Sonne länger am Himmel, bis sie ihn für Wochen nicht mehr verlässt. Der Polartag bringt völlig veränderte Lebensbedingungen. Das Packeis gibt die Küsten frei, Walrosse und Robben, Wale und zahllose Fischarten bevölkern die Buchten. Für Eisbären beginnt die karge Jahreszeit. Sie müssen nun mit Pflanzen und Aas vorliebnehmen – aber auch mit Eiern. Und die gibt es im Sommer auf Spitzbergen im Überfluss. Hunderttausende Vögel kommen hierher, um zu brüten. Ob an den senkrechten Steilküsten, in Ufernähe oder in der Tundra – mehr als 30 Vogelarten tummeln sich auf dem Eiland. Sie alle nutzen die reichen Fischgründe rund um die Inseln, die dank des üppigen Krill- und Planktonvorkommens hier vorzufinden sind. Nahrung im Überfluss für Abertausende Küken, die innerhalb weniger Wochen flugbereit sein müssen. Eine Art hält einen Doppelrekord: Küstenseeschwalben haben nach dem Schlüpfen nur drei Wochen Zeit, um kräftig genug für den längsten Flug zu sein, den Zugvögel von Spitzbergen aus starten – in die Antarktis. Anfang September steht die Sonne bereits tief. Vögel, Robben und Wale verlassen die Inseln – die dunkle Stille kehrt zurück.

Auch der Mensch hat hier Quartier bezogen. Zuerst lockten Walfang und Pelztierjagd über Jahrhunderte Abenteurer und Geschäftstüchtige an. Die Gebeine von Abertausenden Walen und Walrossen sind stumme Zeugen dieser Ära der Ausbeutung. Im 20. Jahrhundert brachte der Kohleabbau Siedlungen in die raue arktische Inselwelt – heute verlassene Geisterstädte, umwuchert von standhaften Pflanzen wie etwa der Kompassblume, deren Blütenköpfe immer nach Süden gewandt sind. So mancher verirrte Trapper oder Arktisforscher verdankte ihr womöglich sein Leben.

Aufwendige Animationen veranschaulichen Erdrotation und Sonnenstand, Ursachen für die extremen sommerlichen und winterlichen Lichtbedingungen im hohen Norden. Ob im Schneesturm in der finsteren Eiswüste kauernd, knapp über einem brechenden Gletscherstück schwebend oder die Sonne mitten unter dösenden Walrossen genießend – die Kameraperspektiven holen Spitzbergens einzigartige Bilderwelt in die unmittelbare Nähe des Betrachters. Bilder, die Zusammenhänge verdeutlichen – vom mikroskopisch kleinen Plankton im Meerwasser bis zum jungen Polarfuchs in der Tundra: Keine Tier- oder Pflanzenart darf hier fehlen. Sie alle bedingen einander in ihrem Fortbestand.