Tag des weißen Stocks

Der Tag des weißen Stocks – alljährlich am 15. 10. In Tirol hat der BSVT eine besondere Aktion gestartet: Behördenvertreter, Medienvertreter und Interessierte spürten am eigenen Leib, wie sich Hindernisse anfühlen. Der BSVT übergab Lösungsvorschläge und einen Forderungskatalog.

Wo sind die Barrieren? 

„In Innsbruck gibt es zahlreiche Kreuzungen, deren Überquerung für sehbehinderte Menschen eine große Gefahr bedeutet“, weiß BSVT-Verkehrsreferent Michael Berger. Er ist es, der für über 2.500 blinde und sehbehinderte Menschen in Tirol zahlreiche Meldungen an die Stadt Innsbruck weiterleitet, z. B. bezüglich defekter und nicht gewarteter Blindenampeln, fehlender Markierungen von Kreuzungen oder gefährlich montierter Ampelkästen an Masten – alles kostenlos und ehrenamtlich.

Bringschuld der Stadt muss wahrgenommen werden

Berger bedauert es allerdings, die Bringschuld von Seiten der Stadt ständig erneut einfordern zu müssen. „Ich möchte rechtzeitig über Abschaltungen von Ampeln informiert werden, denn ich gebe diese Information an die Community weiter. Die Stadt Innsbruck kann hier ein verlässlicher Partner sein, denn ungeregelte Kreuzungen sind für uns Betroffene lebensgefährlich“, erklärt Berger. „Wenn ich Störungen an die Stadt melde, werde ich nicht informiert, wie damit umgegangen wird. Ich möchte, dass in Zukunft reagiert wird und ich umfassend informiert werde. Es muss möglich sein, dass ich eine Liste der Kreuzungen mit Blindenakustik von der Stadt erhalte. Es muss Standard sein, dass bei Ampel-Wartungsarbeiten auch Akustik und taktile Pfeile überprüft werden“, fordert Berger und fährt fort: „Es kann nicht sein, dass die Verbandsarbeit für über 2.500 blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen in Tirol so stiefmütterlich behandelt wird. Wir möchten klare Informationen und diese rechtzeitig. Wir leisten einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Das kann keine Einbahnstraße sein“, präsentiert Berger die gewünschte Gegenleistung zu seinem ehrenamtlichen Engagement der Stadt gegenüber.

Sehbehinderte Menschen brauchen Orientierung

Die Bewältigung einer Kreuzung stellt Menschen mit Blindheit oder Sehbehinderung vor eine komplexe Aufgabe. Im Mobilitätstraining werden sie darauf vorbereitet. Reha-Trainerinnen des BSVT und des Internats St. Raphael gingen mit Behördenvertretern und Medienvertretern unter einer Simulationsbrille für hochgradige Sehbehinderung auf Entdeckungsreise.

„Man muss lernen, sich akustisch am Verkehr zu orientieren“, erklärt BSVT-Reha-Trainerin Heidi Amann. Dabei stellen sich Fragen wie: Aus welcher Richtung genau kommt das Auto? In welcher Geschwindigkeit kommt es? Wie kann man sich exakt quer oder parallel zum Verkehr ausrichten? Wie finde ich den Ampelmasten?

„Man beginnt im ruhigen Wohngebiet an wenig befahrenen Straßen, lernt die Überquerung einfacher Kreuzungen und erst dann können große und komplexere Kreuzungen in Angriff genommen werden“, so Amann weiter. „Je mehr Fahrbahnen über eine Kreuzung führen, je mehr Richtungen beteiligt sind, umso schwieriger wird es, gerade und am kürzesten Weg die Straße zu überqueren. Sinnvoll angebrachte Blindenampeln mit akustischen Signalen helfen dabei, Grünphasen zu erkennen und die gegenüberliegende Ampel anzupeilen und so die Richtung zu halten“, so die Reha-Trainerin. 

Einfache Lösungen für gefährliche Kreuzungen

Schwierige Kreuzungen in der Innsbrucker Innenstadt könnten auf einfachem Wege entschärft werden. Am Beispiel der Triumphpforte präsentierte dies BSVT-Verkehrsreferent Michael Berger.

BSVT-Entschärfungsempfehlung
Oft schwer möglich, die Mittelinsel zu treffen, da zu viele akustische Signale auf der Insel vorhanden sind.
Querungshilfslinie in Form von 3 x 5 Zentimeter breiten Rillen über die Fahrbahn als Verbindung zwischen der bestehenden Auffanglinie vor dem Hotel und der bestehenden Auffanglinie auf der Mittelinsel.
Ampelmasten steht zu weit von der Auffanglinie entfernt.
Ampelmasten näher an Auffanglinie hin versetzen. Oder Auffanglinie bei Ampelmasten anbringen.

Die Brille simulierte für die TeilnehmerInnen eine hochgradige Sehbehinderung, mit der man nur noch schemenhaft und stark trüb die Umwelt wahrnimmt. Bild: BSVT
Die Brille simulierte für die TeilnehmerInnen eine hochgradige Sehbehinderung, mit der man nur noch schemenhaft und stark trüb die Umwelt wahrnimmt. Bild: BSVT