„Millennium“-Star Mikael Nyqvist im Interview

Premiere: Der TVButler sprach mit Nyqvist über „100 Code"

„Millennium“-Star Mikael Nyqvist im Interview – „100 Code". TVButler traf den Schweden am Kärntner Ring. Worüber wir sprachen …

Wien, Hotel The Ring, 2. Stock, die Suite. Ein gut gelaunter Mikael Nyqvist wird der Fragen der Journalisten nicht müde. Mit dem TVButler sprach er über die neue Crime-Serie „100 Code“, Co-produziert von Sky, den Unterschied zwischen den USA und Europa, und was er künftig von sich sehen lassen wird.

Handsignierte Plakate für „100 Code". Mikael Nyqvist bei der Arbeit in Wien.
Bild: Sky / Katharina Schiffl.

100 Code

Als Sie das Skript gelesen haben, was haben Sie sich dabei gedacht?
Ich habe gerade in New York gedreht, und ich sprach mit Bobby Moresco (Regie). Es gab unterschiedliche Versionen und wir haben darüber gesprochen, welche wohl die beste sei. Grundsätzlich ist der Plot aber sehr ähnlich geblieben. Mit dem Knatsch zwischen den zwei Polizisten. Ich für meine Rolle kann sagen, ich bin ein Cop, der sehr viel Ärger mit und in sich trägt, ich habe zuviel Grausliches gesehen, habe irgendwie die Kontrolle verloren und will meinen Job quittieren.

Was fasziniert Sie an „100 Code“?
Was mich faszinierte, war die Komplexität der Story. Es ist nicht eine einfache Crime-Geschichte. Da spielt viel rein, die Schuld, der Umgang mit der Familie, die Mordfälle und vieles mehr.

Was bedeutet „100 Code“ eigentlich?
Es bedeutet, wenn du zum Beispiel in New York Radio hörst, die würden nie sagen: „Wir haben einen Raub, wir haben eine Ermordung", sondern die sagen, wir haben einen 100 Code.

Ist „100 Code" für Sie ein typisches Buddy-Movie mit dem Flair von „nordic noir"?
Na, dass ich meinen Kollegen aus New York, Oscar-Preisträger Dominik Monaghan, nicht leiden kann, ist offensichtlich. Ich war in New York, und ich kann Englisch, er kein Schwedisch. Es gibt da eine Szene, die wurde leider geschnitten. Da fragt er mich, ob wir nach Dienstschluss auf ein Bier gehen. Ich habe ihn nicht einmal angeschaut und bin abgegangen. Wortlos. Am nächsten Tag begrüßten wir uns mit „Hi" – „Hi". Das war's.

Was ist der Unterschied zwischen einen US-Cop und einem aus Schweden?
Es hängt davon ab, welcher Cop du in den Staaten bist. In dem Fall ein investigativer. Die sind brutaler, als wir es gewohnt sind. Die schießen zuerst und stellen dann die Fragen. Die schwedischen Cops sind da viel konservativer. Die spielen da eher Schach. Der Clash ist also da.


Reden mit Händen. Mikael Nyqvist, „100 Code" steht der Frage Antwort.
Bild: Sky / Katharina Schiffl.

Amerika

Was denken Sie über Amerika?
Ich lebte sechs Jahre in New York. Und mir fiel auf, die haben mich nie gefragt, was ich getan habe, immer nur, was werde ich als nächstes tun. Bei uns müssen wir immer darauf gefasst sein, gefragt zu werden, was wir getan haben. Wir haben hier noch immer so ein Klassensystem, das die dort in den Staaten einfach nicht haben. Amerika ist so ein geldgebundenes Land. Geld ist, worüber man spricht. Es ist mühsam darüber zu sprechen, dass wir einen König haben. Aber wir haben ihn nun einmal. In Amerika da gibt es schon den Mangel an Geschichte – den haben wir halt einmal nicht. In Amerika hat das Prinzip Materialismus Vorrang. Mit welcher Aktion mache ich das meiste Geld. Das unterscheidet uns in den Kulturen. Wir in Schweden schämen uns fast, wenn wir über Geld sprechen müssen.

„Millennium" hatte drei Teile - und die gingen um die Welt, super erfolgreich. „100 Code" hat zwölf Episoden. Ist das nicht gewagt? Kann man da die Seher an den Screens halten?
Es hängt davon ab, welche Geschichte du erzählst. „Millennium" war ursprünglich auf zehn Folgen konzipiert. Aber nach drei Folgen war alles erzählt. Wir stoppten. Aber hier ist das was anderes. Man muss es sich anschauen.

Ist nach der ersten Staffel ein weiteres Sequel geplant?
Auch darüber haben wir bereits gesprochen, aber wenn ja, dann muss es außerhalb von Schweden sein. Europäische Länder, die sich anbieten wären Deutschland oder Frankreich, zum Beispiel.


Manche Dinge findet er nicht nur komisch, sondern gar zum Lachen. Mikael Nyqvist beim Interview mit dem TVButler. Bild: Sky / Katharina Schiffl.

Hollywood

Sie zählen in Schweden zur Riege der besten Darsteller. Abseits davon haben Sie mit Tom Cruise, Keanu Reeves, Katie Holmes etc. gedreht. Können Sie von Hollywood-Stars noch etwas lernen?
Aber ja, absolut. Da gibt es viele wie Willem Dafoe und William Hurt, die starteten wie ich mit Theater, also auf der Bühne. Aber die meisten beginnen als Filmschauspieler, haben nie die Bretter gesehen. Aber da gibt es einen großen Unterschied. Etwas, das wir nicht haben. Die haben dort die „slow actor"-Methode. Dustin Hoffman, William Hurt, Marlon Brando hatten das. Die sind alle zweifelsohne gute Schauspieler, aber das leichte Spiel macht mich zum Beispiel verrückt. Die schälen sich langsam eine Orange und sagen: „Ich liebe dich". Die staksen herum, geben sich so relaxt. Wir sind da viel geradliniger. Hollywood ist sentimental und wir sind eher faktisch angesiedelt.


Im Hintergrund die Wiener Oper. Vorne „100 Code"-Star Mikael Nyqvist. Das Sende-Datum entnehmen Sie bitte dem Flyer. Oder: 19. März 2015 auf Sky Atlantic.
Bild: Sky / Katharina Schiffl

Zukunft

Ihre Zukunftspläne?
Da gibt es sehr viele. Was kommt ist „The Girl King“, „Colonia“, „Frank & Lola“. Über die meisten neuen Sachen kann und darf ich noch nicht sprechen. Ein Projekt könnte mich sogar nach Wien führen.

Crime?
Nein, nein, da ist kein Crime drinnen. Es ist Drama.

Suche

Ich habe gelesen, dass Sie sich als Waisenkind auf die Suche nach Ihren leiblichen Eltern gemacht haben. Und Sie haben sie gefunden. Ist das Suchen ein wesentlicher Teil Ihres Erfolges im Leben und auf der Leinwand?
Wenn ich mich einem Charakter, den ich zu spielen habe, nähere, dann gehe ich natürlich zurück zu meinen Wurzeln. Sonst wäre da ja nichts von mir drinnen. Aber das ist mehr eine sehr existenzialistische Frage und um das durch zu diskutieren, da bräuchten wir sicher mehr als zwei Stunden. Und die Zeit haben wir nicht.

Dann ist es wohl an der Zeit das Gespräch zu beenden. Vielen Dank!

Ich verlasse den Interview-Raum. Und weil ich Nyqvist zu Beginn erzählte, dass wir über Spezial-Seiten für seh- und hörbehinderte Menschen verfügen, geht er mir kurz vor meinem Abgang noch nach: „Kennen Sie den Eurovison Song Contest?“

„No na, wir werden schön langsam verrückt, weil er ja heuer in Wien stattfindet!“

Dann stellt mir Nyqvist die Punkband Pertti Kurikan Nimipäivät aus Finnland vor. Drei von vier Bandmitgliedern haben das Down-Syndrom, einer ist Autist. Das sollten Sie unbedingt schreiben.

Machen wir somit gerne!